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Feldraine im Biotopverbund

Damnatz will den Artenreichtum am Wegesrand

04.10.2021 - VON REDAKTION

Damnatz. Damit die Feldraine am Wegesrand in der Gemeinde Damnatz vielen Insekten Nahrung bieten, werden sie jetzt zu artenreichen Lebensräumen entwickelt. Das Dorf an der Elbe hat begonnen, auf Wegerandstreifen von insgesamt knapp sechs Kilometern Länge und 1,7 Hektar Fläche Saatgut von gebietstypischen Wildpflanzen auszubringen, teilt die Gemeinde mit. Bisher kämen an vielen Wegerändern in der Gemeinde nur einige wenige Grasarten vor, die so auch nur einem kleinen Teil der Insekten Nahrung böten. Schon seit 2020 legt die Dorfgemeinschaft in der Gemeinde Damnatz in Zusammenarbeit mit Landwirtschaft und Naturschutz auf privaten Ackerflächen artenreiche, mehrjährige Blühflächen auf privaten Ackerflächen an (EJZ berichtete). Mittlerweile haben sich 192 Blühpatinnen und -paten gefunden, die für fünf Jahre mit 20 Euro pro Jahr die Kosten für je 100 Quadratmeter Blühfläche tragen. Im Juni dieses Jahres wurde die Gemeinde damit einer der Sieger im Wettbewerb "Land.Vielfalt.Leben" des Bundeslandwirtschaftsministeriums.

Lebensräume für Tiere und Pflanzen

Das neue Projekt, in dem auch gemeindeeigene Wegegrundstücke zu Lebensräumen für wild lebende Pflanzen und Tiere werden sollen, ist ein weiterer Beitrag zum Biotopverbund in der Gemeinde. Als Vorbereitung zum Feldrainprojekt waren alle Wegeseitenräume an Feldwegen im Gemeindegebiet untersucht worden, ob sie für Wildblumeneinsaaten geeignet sind, berichtet die Gemeinde. Voraussetzung war unter anderem eine Mindestbreite von drei Metern. Außerdem kamen nur Feldraine, die nicht bereits arten- und strukturreich sind, für Neueinsaaten in Betracht. Nebenbei habe sich bei der Bestandsaufnahme gezeigt, dass die Grenzen der Wegegrundstücke von den Landwirten in der Gemeinde sorgfältig eingehalten würden, betont die Gemeinde.

Bei der Artenauswahl für die Ansaatmischung habe man besonders darauf geachtet, dass die Zusammensetzung gebietstypisch ist und die Pflanzen in der nahen Umgebung von Natur aus wild vorkommen. Mit der Ansaat solle eine Vielfalt wiederhergestellt werden, wie sie in früheren Zeiten an Feldrainen in Damnatz wohl verbreitet gewesen und auch heute noch manchmal auf artenreicheren Flächen erhalten sei. Insgesamt enthält die Mischung etwa 60 Wildpflanzenarten. Das Saatgut eines Großteils dieser Arten sei im Gemeindegebiet oder der nahen Umgebung als "Lokal-Saatgut" in ehrenamtlichem Einsatz gesammelt worden, berichtet die Gemeinde. Einen Grundstock von zehn Arten bilde zugekauftes "Regio-Saatgut" mit Herkunft in norddeutschen Landschaftsräumen. Als "Mahdgutübertragung" werde außerdem samenreiches Heu von artenreichen Wiesen auf den Einsaatflächen verteilt.

Kräuter-Heu von den Wegrainen

Zur Vorbereitung der Ansaat wird die Grasnarbe aufgerissen, denn in der geschlossenen Pflanzendecke hätten die Samen keine Chance, teilen die Verantwortlichen mit. Die oberflächliche Ansaat, die zum Teil maschinell und zum Teil per Hand erfolgt, muss dann angewalzt werden. Auch die Pflege in den nächsten Jahren sei wichtig, denn das heute an Feldrainen übliche Schlegeln des Bewuchses, bei dem der Aufwuchs zerkleinert wird und liegen bleibt, führe dazu, dass die meisten Wildblumen unter der Mulchschicht ersticken. Die Projektflächen sollen deshalb gemäht und der Aufwuchs abgefahren werden. Wenn alles klappt, sollen die neu entwickelten kräuterreichen Wegraine später zum Heumachen genutzt werden, blicken die Initiatoren in die Zukunft.

2023 soll für das ganze Projekt dann eine Erfolgskontrolle stattfinden, wobei auf allen Flächen dokumentiert werden soll, welche Pflanzenarten angesiedelt werden konnten. Der Landkreis Lüchow-Dannenberg fördert die Maßnahme mit Mitteln aus Ersatzzahlungen nach dem Naturschutzgesetz mit rund 11600 Euro, die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung (NBU) hat 6 200 Euro dazugegeben. ejz

Landwirt Ole Harms sät Wildblumensaatgut an Feldrainen bei Damnatz aus. Aufn.: G. Wilhelm