Auf unseren Blühflächen kann man nicht nur Rehen, Hasen und allerlei Vögeln begegnen, sondern gelegentlich auch Schafen und jetzt auch Pferden. Denn zu unserem Konzept gehört, dass die Flächen auch gepflegt werden, durch Mähen auf Teilflächen oder eben auch durch Beweidung, wenn es diese Möglichkeit gibt. Weidetiere können mehr als ein Mähwerk, denn sie können zu stark wachsende Arten zurückdrängen, lassen aber Stängel stehen, an und in denen manche Insekten leben.
Pferde auf der Blühfläche hinter den Grundstücken an der Rosenstraße. Dies ist unsere dreizehnte Blühfläche und, ohne abergläubig zu sein, die erste, bei der die Einsaat gar nicht gelungen ist und fast nur Gräser aufgekommen sind. Wir starten in diesem Jahr eine neue Einsaat und bis dahin dürfen zwei Pferde hier grasen. Aber generell haben wir bei unseren Blühflächen mit zeitweiliger Beweidung gute Erfahrungen gemacht. Foto: Torsten Schulz
Gute Laune beim verregneten vierten Fest – Ausblick auf weitere Exkursionen
Gespannt verfolgten die Teilnehmenden der Fahrt zu den Blühflächen in der Feldmark die Erläuterungen von Henning Harms (v. r.) und Georg Wilhelm. Aufn.: R. Seide
„Gestartet sind wir bei ,Damnatz – unsere Gemeinde blüht auf‘ mit 130 Paten und haben jährlich im Schnitt 30 neue dazugewonnen“, freute sich Schulz berichten zu können. 283 seien es aktuell. Um die magische Marke von 300 zu erreichen, lobte er für denjenigen, der die Fünf-Jahre-Mitgliedschaft für „preisstabile 100 Euro“ unterzeichnet, mit welcher in diesem Zeitraum eine 100 Quadratmeter große Blühfläche angelegt und bewirtschaftet wird, ein Essen im örtlichen Restaurant Steinhagen als Preis aus. Gleichsam müsse sich sein Team um die demnächst auslaufenden Patenschaften kümmern, was aber bereits größtenteils geklärt sei. Eine Gratis-Patenschaft erhielt Jona Rogge aus Damnatz. Dieser erblickte am 4. Juli 2023 das Licht der Welt. „Jedes neu geborene Gemeindemitglied wird seit 2023 automatisch kostenfrei Blüh-pate“, erläuterte Schulz, der ein Shirt trug, auf dem stand: „Machen ist wie wollen – nur krasser. Dann fangt mal klein an.“
Trotz des unangenehmen Wetters nutzten die Kinder die Bastelangebote und rund 20 Interessierte fuhren mit dem Blüh-Express. Dahinter verbirgt sich ein Traktorengespann, das mit seinen Gästen zu einer Erkundungsfahrt zu den Äckern und Wegeseitenräumen aufbrach. Einige der Letzteren werden seit September 2021 auf knapp sechs Kilometern Länge und 1,7 Hektar Fläche als „Feldrainprojekt“ ebenfalls bewirtschaftet, um diese zu wertvollen Lebensräumen für wild lebende Pflanzen und Tiere zu entwickeln. Bei der Tour gaben der Naturkenner Georg Wilhelm und der sämtliche derart genutzte Flächen bewirtschaftende Landwirt Henning Harms, der letzte Damnatzer Vollerwerbslandwirt, wertvolle Informationen über Populationen und Schnitttechniken. Dabei kamen auch Bürokratie und Widrigkeiten zur Sprache. So müsse Harms auf Flächenprämien verzichten, weil er Stängel stehen lasse, an denen Schwalbenschwänze überwinterten. Für den Erhalt der Prämie müsse die Fläche aber glatt sein.
Wer das Blühfest versäumt hat, kann mit Georg Wilhelm am 13. Juli ab 10 Uhr erneut auf botanische Exkursion gehen. Start ist am Elbdeich (Dreiangel). Am 3. August findet die Veranstaltung als Fahrradtour statt, ebenfalls ab 10 Uhr ab dem Dreiangel.
Wie jedes Jahr seit dem Beginn im Frühjahr 2020 sehen unsere Blühflächen in diesem Jahr wieder anders aus als im Vorjahr. Auf den Blühflächen der ersten Stunde geben langlebige Wiesenblumen wie Wiesen-Flockenblume, Wiesen-Labkraut oder Wiesen-Witwenblume den Ton an, während kurzlebigere Arten zurückgegangen sind. Dazu gesellen sich Gräser, teilweise reichlich, teilweise zurückhaltender.
Die Gräser haben allgemein in der Landschaft ein Super-Frühjahr. Sowohl langlebige Wiesengräser als auch kurzlebige Grasarten, die unter günstigen Bedingungen wie aus dem Nichts große Bestände aufbauen können, sind sehr stark vertreten. Gründe sind das seit dem letzten Sommer (bis auf eine Durststrecke in der ersten Maihälfte) relativ feuchte Wetter sowie das milde Winterhalbjahr, so dass Gräser allerorten ungewöhnlich früh, hoch und dicht aufkommen.
Ein Grund für das Bild sind aber auch die Veränderungen, die die Blühflächen durchmachen. Anders als in gemähten Wiesen, die durch den regelmäßigen Schnitt in der Artenzusammensetzung über lange Zeit gleich bleiben können, wechseln sich auf mehrjährigen Blühflächen über die Jahre verschiedene Pflanzenarten ab. Ein Experte aus der Schweiz, wo unser Konzept „Buntbrache“ genannt wird und recht verbreitet ist, beschreibt das so:
"Eine Buntbrache durchläuft in ihrem Leben drei Phasen. Im ersten Jahr sind vor allem einjährige Ackerbegleitpflanzen (Kornblumen, Mohn, Kornraden) sichtbar; die «Baby-Phase». Die Ruderal- und Wiesenblumen wie zum Beispiel Margeriten, Flockenblumen und Königskerzen sind erst im zweiten und dritten Jahr sichtbar. In diesen Jahren blüht die Fläche am prächtigsten, sie ist in der «Beauty-Phase». Über die weiteren Jahre übernehmen die längerdauernden Saumarten wie Rainfarn, Johanniskraut und Karden. Die Blütenprächtigkeit nimmt ab, die Vergrasung steigt, die wichtigen Strukturen bleiben aber bestehen. Nun hat die Brache die «Greisen-Phase» erreicht, bevor sie dann wieder umgebrochen wird."[1]
Erfahrungen mit ähnlichen Projekten zeigen, dass nach 5-8 Jahren bei solchen Buntbrachen die Pflanzenvielfalt zurückgeht, so dass wir jetzt im fünften Jahr schauen, wo ein Neustart in Betracht gezogen werden sollte. Der Charakter der Flächen ist, wie gewohnt, von Parzelle zu Parzelle sehr unterschiedlich. Während manches sich noch in der „Beauty-Phase“ befindet, haben wir auch gealterte Blühflächen, die wir gern „in den Jungbrunnen werfen“ würden.
Wir werden deshalb im Spätsommer beginnen, manche Blühflächen zu grubbern und neu einzusäen. Das machen wir in der Regel aber nur auf Teilen der jeweiligen Fläche. Ziel ist, einen Mix von jungen, mittleren und alten Blühflächen zu haben, denn jede Phase hat ihren eigenen hohen Wert
Dabei hoffen wir darauf, dass viele Blühpatinnen und Blühpaten, deren Patenschaft zum Ende des Jahres ausläuft, die Patenschaft um weitere fünf Jahre verlängern, damit das Projekt im gleichen Umfang wie bisher weitergeht.
Blühfläche am Damnatzer Ortsausgang nach Kamerun. Im Innern blühen weiß das Wiesen-Labkraut und die Schafgarbe. Die zahlreichen purpurnen Wiesen-Flockenblumen beginnen gerade aufzublühen. Die Randbereiche sind aber stark von Gräsern erobert worden. Im Bereich der Ränder soll deshalb in diesem Jahr eine Blühmischung neu eingesät werden, um die Vegetation der älteren Phase mit zunächst einjährigen und dann zweijährigen Arten zu ergänzen.
Blühfläche neben dem Sportplatz in Damnatz. Hier sind auf der ganzen Fläche Gräser wie das Wollige Honiggras in diesem Jahr stark vertreten. Zwar wird es hier im Sommer blütenbunter werden und der Wert für Insekten ist nach wie vor groß. Trotzdem wollen wir etwa zwei Drittel neu einsäen, um die Vielfalt zu steigern.
Blühfläche am Ortsrand Damnatz in Höhe Kirchstraße. Auf dem größten Teil der Fläche auf sandigem Boden ist die Arten- und Blütenvielfalt noch sehr hoch (hier mit Wiesen-Witwenblume und Margerite), so dass noch keine Neueinsaaten geplant sind.
Fotos © Georg Wilhelm
[1] https://www.ufarevue.ch/pflanzenbau/nuetzlich-nuetzlicher-buntbrache
In diesem Jahr wollen wir uns wieder bei einer kleinen Reihe von Führungen gemeinsam ansehen und anhören, was bei der Damnatzer Artenvielfalt so los ist. Die Veranstaltungen sind kostenlos, eine Anmeldung ist nicht nötig. Termine sind:
Samstag 27.04.24 Vogelkundlicher Morgenspaziergang mit Hans-Jürgen Kelm
9.00 Uhr, Treffpunkt Parkplatz an der Kirche in Damnatz
Mit dem Vogelkenner Hans-Jürgen Kelm (Avifaunistische Arbeitsgemeinschaft Lüchow-Dannenberg) unternehmen wir einen Rundgang durch die Feldmark bei Damnatz. Wir beobachten und belauschen, welche Vögel auf den Feldern, im Grünland und in den Feldgehölzen zurückgekehrt sind. Ferngläser sind empfehlenswert. Dauer ca. 2 Stunden.
Samstag 13.07.24 Botanische Führung zu Damnatzer Blühflächen mit Georg Wilhelm
10.00 Uhr, Treffpunkt Dorfplatz Rosenstraße/Am Elbdeich (Dreiangel) in Damnatz
Wie sieht es auf den Damnatzer Blühflächen im fünften Jahr dieses Naturschutzprojekts aus? Auf einem Spaziergang zeigt Georg Wilhelm vom Organisationsteam Pflanzen auf mehreren Blühflächen und erklärt ihre Bedeutung für die Tierwelt. In einer Gemeinschaftsaktion des Dorfes unter dem Motto "Unsere Gemeinde blüht auf" ermöglichen derzeit über 280 Blühpatenschaften die Einsaat einer artenreichen Saatgutmischung auf mittlerweile 13 Flächen und ihre Pflege. Dauer ca. 2 Stunden.
Samstag 03.08.24 Fahrradrundfahrt zu Feldrainen, Hecken und Wiesen in Damnatz mit Georg Wilhelm
10.00 Uhr, Treffpunkt Dorfplatz Rosenstraße/Am Elbdeich (Dreiangel) in Damnatz
Viele Seitenräume landwirtschaftlicher Wege sind sehr artenarm geworden. In Damnatz wurden deshalb seit 2021 ausgewählte Wegränder auf einer Länge von insgesamt fast sechs Kilometer durch landschaftsgerechte Wildblumeneinsaaten aufgewertet. Im Herbst 2023 kam durch eine Gemeinschaftsaktion des Dorfes eine knapp ein Kilometer lange Heckenpflanzung dazu. Gefördert werden die Projekte vom Landkreis Lüchow-Dannenberg aus Ersatzgeldern und von der Niedersächsischen Bingo Umweltstiftung. Auf Grundstücken im Dorf sind durch Privatinitiative außerdem verschiedene blütenreiche „Wilde Wiesen“ entstanden. Bei einer Fahrradrundfahrt sollen die verschiedenen Projekte für mehr Natur vor der Haustür auf Beispielflächen angesehen werden. Dauer ca. 2 Stunden.
Für alle, die kein Fahrrad mitbringen können, können Räder bereitgestellt werden. Dazu würden wir dann eine Anmeldung bis zum Mittwoch 31.07.24 benötigen. (Per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)
Und auch vormerken: Am Sonntag, dem 30.06.24 findet wieder das beliebte Blühfest in Damnatz statt. Mit Kaffee und Kuchen, Bratwurst, Treckerfahrten, Informationen und Kinderprogramm.