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AKTUELLES                                                       


 

Stand 30.06.2024  283 Blühpatenschaften

 

 

Auf unseren Blühflächen kann man nicht nur Rehen, Hasen und allerlei Vögeln begegnen, sondern gelegentlich auch Schafen und jetzt auch Pferden. Denn zu unserem Konzept gehört, dass die Flächen auch gepflegt werden, durch Mähen auf Teilflächen oder eben auch durch Beweidung, wenn es diese Möglichkeit gibt. Weidetiere können mehr als ein Mähwerk, denn sie können zu stark wachsende Arten zurückdrängen, lassen aber Stängel stehen, an und in denen manche Insekten leben.

Pferde auf der Blühfläche hinter den Grundstücken an der Rosenstraße. Dies ist unsere dreizehnte Blühfläche und, ohne abergläubig zu sein, die erste, bei der die Einsaat gar nicht gelungen ist und fast nur Gräser aufgekommen sind. Wir starten in diesem Jahr eine neue Einsaat und bis dahin dürfen zwei Pferde hier grasen. Aber generell haben wir bei unseren Blühflächen mit zeitweiliger Beweidung gute Erfahrungen gemacht. Foto: Torsten Schulz

 

Gute Laune beim verregneten vierten Fest – Ausblick auf weitere Exkursionen

Gespannt verfolgten die Teilnehmenden der Fahrt zu den Blühflächen in der Feldmark die Erläuterungen von Henning Harms (v. r.) und Georg Wilhelm.    Aufn.: R. SeideGespannt verfolgten die Teilnehmenden der Fahrt zu den Blühflächen in der Feldmark die Erläuterungen von Henning Harms (v. r.) und Georg Wilhelm. Aufn.: R. Seide

„Gestartet sind wir bei ,Damnatz – unsere Gemeinde blüht auf‘ mit 130 Paten und haben jährlich im Schnitt 30 neue dazugewonnen“, freute sich Schulz berichten zu können. 283 seien es aktuell. Um die magische Marke von 300 zu erreichen, lobte er für denjenigen, der die Fünf-Jahre-Mitgliedschaft für „preisstabile 100 Euro“ unterzeichnet, mit welcher in diesem Zeitraum eine 100 Quadratmeter große Blühfläche angelegt und bewirtschaftet wird, ein Essen im örtlichen Restaurant Steinhagen als Preis aus. Gleichsam müsse sich sein Team um die demnächst auslaufenden Patenschaften kümmern, was aber bereits größtenteils geklärt sei. Eine Gratis-Patenschaft erhielt Jona Rogge aus Damnatz. Dieser erblickte am 4. Juli 2023 das Licht der Welt. „Jedes neu geborene Gemeindemitglied wird seit 2023 automatisch kostenfrei Blüh-pate“, erläuterte Schulz, der ein Shirt trug, auf dem stand: „Machen ist wie wollen – nur krasser. Dann fangt mal klein an.“

Trotz des unangenehmen Wetters nutzten die Kinder die Bastelangebote und rund 20 Interessierte fuhren mit dem Blüh-Express. Dahinter verbirgt sich ein Traktorengespann, das mit seinen Gästen zu einer Erkundungsfahrt zu den Äckern und Wegeseitenräumen aufbrach. Einige der Letzteren werden seit September 2021 auf knapp sechs Kilometern Länge und 1,7 Hektar Fläche als „Feldrainprojekt“ ebenfalls bewirtschaftet, um diese zu wertvollen Lebensräumen für wild lebende Pflanzen und Tiere zu entwickeln. Bei der Tour gaben der Naturkenner Georg Wilhelm und der sämtliche derart genutzte Flächen bewirtschaftende Landwirt Henning Harms, der letzte Damnatzer Vollerwerbslandwirt, wertvolle Informationen über Populationen und Schnitttechniken. Dabei kamen auch Bürokratie und Widrigkeiten zur Sprache. So müsse Harms auf Flächenprämien verzichten, weil er Stängel stehen lasse, an denen Schwalbenschwänze überwinterten. Für den Erhalt der Prämie müsse die Fläche aber glatt sein.

Wer das Blühfest versäumt hat, kann mit Georg Wilhelm am 13. Juli ab 10 Uhr erneut auf botanische Exkursion gehen. Start ist am Elbdeich (Dreiangel). Am 3. August findet die Veranstaltung als Fahrradtour statt, ebenfalls ab 10 Uhr ab dem Dreiangel.

 

Wie jedes Jahr seit dem Beginn im Frühjahr 2020 sehen unsere Blühflächen in diesem Jahr wieder anders aus als im Vorjahr. Auf den Blühflächen der ersten Stunde geben langlebige Wiesenblumen wie Wiesen-Flockenblume, Wiesen-Labkraut oder Wiesen-Witwenblume den Ton an, während kurzlebigere Arten zurückgegangen sind. Dazu gesellen sich Gräser, teilweise reichlich, teilweise zurückhaltender.

Die Gräser haben allgemein in der Landschaft ein Super-Frühjahr. Sowohl langlebige Wiesengräser als auch kurzlebige Grasarten, die unter günstigen Bedingungen wie aus dem Nichts große Bestände aufbauen können, sind sehr stark vertreten. Gründe sind das seit dem letzten Sommer (bis auf eine Durststrecke in der ersten Maihälfte) relativ feuchte Wetter sowie das milde Winterhalbjahr, so dass Gräser allerorten ungewöhnlich früh, hoch und dicht aufkommen.

Ein Grund für das Bild sind aber auch die Veränderungen, die die Blühflächen durchmachen. Anders als in gemähten Wiesen, die durch den regelmäßigen Schnitt in der Artenzusammensetzung über lange Zeit gleich bleiben können, wechseln sich auf mehrjährigen Blühflächen über die Jahre verschiedene Pflanzenarten ab. Ein Experte aus der Schweiz, wo unser Konzept „Buntbrache“ genannt wird und recht verbreitet ist, beschreibt das so:

"Eine Buntbrache durchläuft in ihrem Leben drei Phasen. Im ersten Jahr sind vor allem einjährige Ackerbegleitpflanzen (Kornblumen, Mohn, Kornraden) sichtbar; die «Baby-Phase». Die Ruderal- und Wiesenblumen wie zum Beispiel Margeriten, Flockenblumen und Königskerzen sind erst im zweiten und dritten Jahr sichtbar. In diesen Jahren blüht die Fläche am prächtigsten, sie ist in der «Beauty-Phase». Über die weiteren Jahre übernehmen die längerdauernden Saumarten wie Rainfarn, Johanniskraut und Karden. Die Blütenprächtigkeit nimmt ab, die Vergrasung steigt, die wichtigen Strukturen bleiben aber bestehen. Nun hat die Brache die «Greisen-Phase» erreicht, bevor sie dann wieder umgebrochen wird."[1]

Erfahrungen mit ähnlichen Projekten zeigen, dass nach 5-8 Jahren bei solchen Buntbrachen die Pflanzenvielfalt zurückgeht, so dass wir jetzt im fünften Jahr schauen, wo ein Neustart in Betracht gezogen werden sollte. Der Charakter der Flächen ist, wie gewohnt, von Parzelle zu Parzelle sehr unterschiedlich. Während manches sich noch in der „Beauty-Phase“ befindet, haben wir auch gealterte Blühflächen, die wir gern „in den Jungbrunnen werfen“ würden.

Wir werden deshalb im Spätsommer beginnen, manche Blühflächen zu grubbern und neu einzusäen. Das machen wir in der Regel aber nur auf Teilen der jeweiligen Fläche. Ziel ist, einen Mix von jungen, mittleren und alten Blühflächen zu haben, denn jede Phase hat ihren eigenen hohen Wert

Dabei hoffen wir darauf, dass viele Blühpatinnen und Blühpaten, deren Patenschaft zum Ende des Jahres ausläuft, die Patenschaft um weitere fünf Jahre verlängern, damit das Projekt im gleichen Umfang wie bisher weitergeht.

Blühfläche am Damnatzer Ortsausgang nach Kamerun. Im Innern blühen weiß das Wiesen-Labkraut und die Schafgarbe. Die zahlreichen purpurnen Wiesen-Flockenblumen beginnen gerade aufzublühen. Die Randbereiche sind aber stark von Gräsern erobert worden. Im Bereich der Ränder soll deshalb in diesem Jahr eine Blühmischung neu eingesät werden, um die Vegetation der älteren Phase mit zunächst einjährigen und dann zweijährigen Arten zu ergänzen.

 

Blühfläche neben dem Sportplatz in Damnatz. Hier sind auf der ganzen Fläche Gräser wie das Wollige Honiggras in diesem Jahr stark vertreten. Zwar wird es hier im Sommer blütenbunter werden und der Wert für Insekten ist nach wie vor groß. Trotzdem wollen wir etwa zwei Drittel neu einsäen, um die Vielfalt zu steigern.

Blühfläche am Ortsrand Damnatz in Höhe Kirchstraße. Auf dem größten Teil der Fläche auf sandigem Boden ist die Arten- und Blütenvielfalt noch sehr hoch (hier mit Wiesen-Witwenblume und Margerite), so dass noch keine Neueinsaaten geplant sind.

Fotos © Georg Wilhelm

[1] https://www.ufarevue.ch/pflanzenbau/nuetzlich-nuetzlicher-buntbrache

 

In diesem Jahr wollen wir uns wieder bei einer kleinen Reihe von Führungen gemeinsam ansehen und anhören, was bei der Damnatzer Artenvielfalt so los ist. Die Veranstaltungen sind kostenlos, eine Anmeldung ist nicht nötig. Termine sind:

 

Samstag 27.04.24 Vogelkundlicher Morgenspaziergang mit Hans-Jürgen Kelm
9.00 Uhr, Treffpunkt Parkplatz an der Kirche in Damnatz

Mit dem Vogelkenner Hans-Jürgen Kelm (Avifaunistische Arbeitsgemeinschaft Lüchow-Dannenberg) unternehmen wir einen Rundgang durch die Feldmark bei Damnatz. Wir beobachten und belauschen, welche Vögel auf den Feldern, im Grünland und in den Feldgehölzen zurückgekehrt sind. Ferngläser sind empfehlenswert. Dauer ca. 2 Stunden.

 

Samstag 13.07.24 Botanische Führung zu Damnatzer Blühflächen mit Georg Wilhelm
10.00 Uhr, Treffpunkt Dorfplatz Rosenstraße/Am Elbdeich (Dreiangel) in Damnatz

Wie sieht es auf den Damnatzer Blühflächen im fünften Jahr dieses Naturschutzprojekts aus? Auf einem Spaziergang zeigt Georg Wilhelm vom Organisationsteam Pflanzen auf mehreren Blühflächen und erklärt ihre Bedeutung für die Tierwelt. In einer Gemeinschaftsaktion des Dorfes unter dem Motto "Unsere Gemeinde blüht auf" ermöglichen derzeit über 280 Blühpatenschaften die Einsaat einer artenreichen Saatgutmischung auf mittlerweile 13 Flächen und ihre Pflege. Dauer ca. 2 Stunden.

 

Samstag 03.08.24 Fahrradrundfahrt zu Feldrainen, Hecken und Wiesen in Damnatz mit Georg Wilhelm
10.00 Uhr, Treffpunkt Dorfplatz Rosenstraße/Am Elbdeich (Dreiangel) in Damnatz

Viele Seitenräume landwirtschaftlicher Wege sind sehr artenarm geworden. In Damnatz wurden deshalb seit 2021 ausgewählte Wegränder auf einer Länge von insgesamt fast sechs Kilometer durch landschaftsgerechte Wildblumeneinsaaten aufgewertet. Im Herbst 2023 kam durch eine Gemeinschaftsaktion des Dorfes eine knapp ein Kilometer lange Heckenpflanzung dazu. Gefördert werden die Projekte vom Landkreis Lüchow-Dannenberg aus Ersatzgeldern und von der Niedersächsischen Bingo Umweltstiftung. Auf Grundstücken im Dorf sind durch Privatinitiative außerdem verschiedene blütenreiche „Wilde Wiesen“ entstanden. Bei einer Fahrradrundfahrt sollen die verschiedenen Projekte für mehr Natur vor der Haustür auf Beispielflächen angesehen werden. Dauer ca. 2 Stunden.

Für alle, die kein Fahrrad mitbringen können, können Räder bereitgestellt werden. Dazu würden wir dann eine Anmeldung bis zum Mittwoch 31.07.24 benötigen. (Per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)

 

Und auch vormerken: Am Sonntag, dem 30.06.24 findet wieder das beliebte Blühfest in Damnatz statt. Mit Kaffee und Kuchen, Bratwurst, Treckerfahrten, Informationen und Kinderprogramm.

 

Gute Nachrichten von unserer Heckenpflanzung: Trotz langer Extremnässe sind die Pflanzen gut angegangen und treiben sehr schön aus!

 

 

Von Torsten Schulz, Damnatzer Bürgermeister und aktiv im Blühflächenteam, stammt dieses Bild von einem Storchenpaar bei einer unserer (zur Zeit teilweise sehr nassen) Blühflächen am 23. Februar 2024. Bei einem Gespräch zwei Tage später erzählte die Storchenbeauftragte Antje Fäsecke, dass ihr incl. Damnatz erst drei Orte bekannt sind, an denen das Storchenpaar vollständig ist. Vielleicht weil das Angebot auf den Blühflächen so interessant ist? smile

 

Insgesamt fast einen Kilometer kahle Abschnitte eines Feldrains haben wir jetzt im November 2023 bepflanzt!

Dazu war auch manches vorzubereiten. Lange vorher hatten wir die Flächen erst einmal darauf untersucht, ob es hier artenreiche Bereiche gibt, in denen keine Strauchpflanzungen angelegt werden sollen. Tatsächlich fanden sich stellenweise Vorkommen von gefährdeten Pflanzenarten. Auch Bereiche mit Schilfbeständen sollten erhalten bleiben und zur Vielfalt beitragen. Vor Beginn der Arbeiten wurde dann mit farbigen Fähnchen im Gelände markiert, wo gepflanzt werden soll und wo nicht.

 

Als nächstes war es nötig, den teils sehr dichten Grasaufwuchs zu schlegeln.

 

Um die Pflanzarbeiten zu erleichtern, wurde in die Pflanzflächen eine Furche gepflügt. Davon erhoffen wir uns auch, dass es am Grund der Pflugfurche etwas feuchter sein wird und die jungen Sträucher nicht so leicht Trockenstress erleiden. Und außerdem können die Pflanzen erst einmal wachsen, ohne von den Seiten bedrängt zu werden.

 

Als Orientierung für die Pflanzarbeiten kam an jede Stelle, an die eine Strauchgruppe gepflanzt werden sollte, ein Bambusstab.

 

Die in der Saison vorgezogenen Pflanzen mussten auf einen Hänger verladen und zur Projektfläche gebracht werden. Auf dem Bild die erste von drei Fuhren.

Insgesamt hatten wir 18 Straucharten, die im Gemeindegebiet heimisch sind, in Töpfen kultiviert. Rund 1250 Pflanzen hatten wir zusammenbekommen. Von uns hineingesteckte Schildchen zeigten, um welche Arten es sich handelt. Die Töpfe wurden länger vorher auch mit einem Mykorrhiza-Präparat geimpft, das heißt, es wurden Pilze angesiedelt, die mit den Strauchwurzeln eine Verbindung eingehen und den Pflanzen bei der Wasser- und Nährstoffversorgung helfen.

 

Der nächste Schritt war, die Pflanzen in der richtigen Anzahl auf den Pflanzabschnitten zu verteilen, damit bei den Pflanzarbeiten nicht noch Töpfe weit von A nach B gebracht werden müssen. Das hat dann auch fast smile gut geklappt.

 

Dann kam der große Pflanztag. Zweiundzwanzig Menschen waren zur Stelle, um die Pflanzen in den Boden zu bringen.

© Henrike Hohrenk

 Die Arbeiten gingen in einem beeindruckenden Tempo voran.

© Henrike Hohrenk 

Dann die freudige Überraschung: Eine Mittagstafel auf freiem Felde! Und der Bürgermeister verteilt die leckere Suppe. Das alles bei herrlichem Sonnenschein.

 © Henrike Hohrenk

Das haben wir uns verdient! smile

 © Henrike Hohrenk

Beim Gruppenfoto nach dem Essen sind nicht alle auf dem Bild, weil manche schon weitermachten.

 © Henrike Hohrenk

Um 14 Uhr war es dann geschafft und die Pflanzen waren in der Erde.

 © Henrike Hohrenk

Eine Woche später fand dann Teil zwei der Gemeinschaftsaktion statt, denn es sollte dafür gesorgt werden, dass im Winter nicht die Rehe die Sträucher abknabbern. Als erste Maßnahme war in den Tagen nach der Pflanzung ein biologisches Verbissschutzmittel aufgepinselt worden. Jetzt sollte noch Astwerk locker auf den Pflanzungen verteilt werden, damit das Wild nicht zu leicht an die Pflanzen herankommt.

 

Zwischendurch griffen die zwölf Helferinnen und Helfer zu Lebkuchen und heißem Apfelsaft.

 

Auch das Verteilen der Äste war, trotz der langen Strecke, bald geschafft. Wenn die Sträucher größer sind, schützen sie sich wohl auch gegenseitig, denn wir haben sie dafür bewusst in kleinen Gruppen gepflanzt. Jetzt sind wir gespannt, wie sich unsere Schützlinge im nächsten Jahr entwickeln!

 

Ganz großen Dank allen, die mitgemacht haben!!!!

 

Fotos ohne Autorenangabe: © Georg Wilhelm

 

Am dritten (und voraussichtlich auch am vierten) Samstag im November sollen in Damnatz große Dinge passieren: Das Team des Damnatzer Blühprojekts lädt ein zu einer großen Heckenpflanzaktion! Es geht um den Rand­streifen eines rund 1,8 km langen Feldwegs. Auf manchen Abschnitten haben sich hier schöne gebietstypische Sträucher angesiedelt, die Brutplatz für Vogelarten wie Neuntöter, Schwarzkehlchen und sogar Raubwürger sind. Etwa die Hälfte des Weges ist aber öd und leer. Das soll jetzt anders werden. Wir werden dabei vom Landkreis (untere Naturschutzbehörde) bei den Sachkosten durch Mittel aus Ersatzzahlungen finanziell unterstützt.

Kahler Wegrainabschnitt: Hier soll gepflanzt werden

Abschnitt mit Gebüschen: Mehr davon!

Lage der Projektfläche (geolife.de)

Geplant ist nicht eine lückenlose Hecke mit schematischem Pflanzraster, sondern eine unregelmäßige Kette von Gebüschen mit Platz für Gras und blühende Stauden dazwischen, wie sie den Bedürfnissen vieler Vogelarten entspricht und wie sie in der Gemeinde auch landschaftstypisch ist.

Eine weitere Besonderheit: Sämtliche Strauchpflanzen haben wir selbst vor Ort gewonnen und angezogen, aus Samen, Steckhölzern oder durch Sämlingsgewinnung u. a. an regelmäßig gemähten Gräben und Wegrainen, wo die Gehölze keine Chance hätten. Warum gehen wir nicht den bequemen Weg und kaufen das Pflanzgut in der Baumschule? Grund ist die große Vielfalt bei den noch vorhan­denen Gehölzvorkommen vor Ort. Allein bei den Rosen gibt es nicht die Wildrose, sondern es wachsen in Niedersachsen 18 Arten mit einer Unmenge an Unterarten und Varietäten. Bei anderen Gattungen wie Weißdorn und Weiden sieht es ähnlich aus. Mit der mehr oder weniger einheitlichen Baumschulware kann die lokale typische Gehölzvielfalt nicht erhalten werden. Deshalb setzen wir konsequent auf lokales Pflanzgut.

Die seltene Apfel-Rose, Beispiel für eine Wildrosenart, die beim Projekt gepflanzt wird

Ein Teil der aus Samen, Steckholz und Sämlingsgewinnung selbst angezogenen Sträucher im Sommer (Weißdorn-, Wildrosen- und Strauchweiden-Arten, Gewöhnlicher Schneeball, Pfaffenhütchen, Holunder, Eberesche und andere)

Und noch etwas ist anders: Wir wollen keinen Wildschutzzaun. Nicht nur, dass dafür bei dieser enormen Länge eine Menge Ressourcen (Material und Kosten) verbraucht würden. An solchen Zäunen verunglücken auch viele Rehe und größere Vögel. Wir wollen den Wildverbiss in akzeptablen Grenzen halten, indem die Pflanzen in kleinen Trupps gepflanzt werden, so dass sie, zusammen mit biologischen Verbissschutzmitteln am Anfang, in sich einen gewissen Schutz bieten. Außerdem sollen die Pflanzungen so gut es geht mit Astwerk eingepackt werden.

All das geht nur mit vielen fleißigen Händen. Wir haben über tausend Strauchpflanzen, die in die Erde sollen, und auch der Verbissschutz mit Astwerk ist eine große Herausforderung. Aber das Ziel ist verlockend, ein blühender Streifen zur Lebensraumvernetzung voll mit Gesumme, Geflatter und Vogelgesang.

Möchtet Ihr/möchten Sie mit dabei sein? Treffen ist am Samstag, dem 18. November auf dem Parkplatz an der Damnatzer Kirche um 9 Uhr. Von dort geht es dann gemeinsam 400 m nach Norden zur Projektfläche.

Bringt/bringen Sie gerne mit:

- gute Laune und Tatendrang

- Spaten

- feste Arbeitshandschuhe (die Pflanzen haben z. T. Dornen)

- schmales Schäufelchen, Unkrautstecher oder langes, altes Küchenmesser (um widerspenstige Pflanzen besser aus den Töpfen bzw. Pflanzplatten zu bekommen)

Voraussichtlich brauchen wir auch einen zweiten Termin. Vorgesehen ist Samstag, der 25. November, gleicher Ort und gleiche Uhrzeit.

Fotos: G. Wilhelm

 

 

Ein Rendezvous eines Laubfroschs mit einem Kleinen Perlmutterfalter hat Laura Marie Ortmanns in ihrem Garten festgehalten, der direkt an eine unserer Blühflächen angrenzt. Sehr mutig, der Falter!

 

"Alles richtig gemacht!"

Bingo-Umweltstiftung ehrt Feldrainprojekt

von Regine Henry

rhy Damnatz. Hoher Besuch in Damnatz: Vergangene Woche zeichnete Karsten Behr, Geschäftsführer der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung, das Konzept „Entwicklung von blüten- und artenreichen Feldrainen“ als Projekt des Monats August 2023 aus. Mit der jungen Amelie Negraßus, die ein Freiwilliges Ökologisches Jahr bei der Stiftung absolviert, war er dafür aus Hannover angereist.

Rückblick: 2021 wurde in der Elbe-Gemeinde in Mitwirkung der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Lüchow-Dannenberg und der Bingo-Umweltstiftung damit begonnen, auf Wegrandstreifen über insgesamt knapp sechs Kilometer Länge und 1,7 Hektar Fläche Saatgut gebietstypischer Wildpflanzen auszusäen. Der Plan ging auf. Die Feldraine am Wegesrand entwickelten sich zu artenreichen Biotopen und bieten Vögeln und Insekten mehr Nahrung. Seltene Schmetterlinge wurden bereits gesichtet.

„Schön, dass Sie sich die Zeit nehmen für unser kleines Projekt mit großer Bedeutung“, begrüßte Bürgermeister Torsten Schulz neben Behr und Negraßus auch Lüchow-Dannenbergs Landrätin Dagmar Schulz, Dirk Janzen (Leiter Biosphärenreservatsverwaltung Niedersächsische Elbtalaue), Sina Rolfsmeyer (Beraterin Landwirtschaftskammer Niedersachsen), René Kern (Verwaltungsvorstand Samtgemeinde Elbtalaue) sowie die Gemeinderatsmitglieder Uwe Bannöhr, Henning Harms, Wolfgang Schmidtke und Georg Wilhelm (Projektleiter).

„Wir wollen nicht nur darüber reden, sondern uns das Projekt auch angucken“, so der Bürgermeister und machte darauf aufmerksam, dieses nicht mit dem Blühpatenprojekt der Gemeinde Damnatz zu verwechseln (Kiebitz berichtete). Dem Projekt angemessen und ökologisch gedacht stiegen alle Teilnehmer/innen zu einer Besichti­gungstour entlang der Feldraine in der Feldmark auf eigene Fahr- oder bereitgestellte Leihräder.

Auf der „Tour de Feldrain“ wurden auf 3,5 Kilometern mehrere dieser drei Meter breiten Flächen besucht, um den Stand der Entwicklung zu begutachten. Projektleiter Georg Wilhelm und Landwirt Henning Harms stellten dabei Details der Wegraine vor, wiesen auf Pflege und Überlegungen hin, ob und wo eine Mahd stattfindet, stellten die verschiedenen Pflanzenarten dar – auf einer Fläche waren es 48 verschiedene Gewächse – und erklärten, dass die Saatmischungen aus gekauftem Regio-Saatgut und selbst gesammelten Wildblumen­samen seien.

 

Mit viel Mühe in Auswahl, Flächenvorbereitung, Einsaat und Pflege ist in Damnatz ein artenreiches Biotop entstanden, das bei Kaffee und Kuchen im Restaurant Steinhagen wiederholt gewürdigt wurde: „Man braucht Leute, die machen, und Sie haben alles richtig gemacht“, so Karsten Behr. Er überreichte Bürgermeister Schulz eine Urkunde und einen Scheck über 500 Euro für das ambi­tionierte Projekt.

Über eine Verlängerung der Projektförderung und weitere Ideen, wie eine Heckenpflanzung und Nachpflanzungen von Obstbäumen, wurde auch gesprochen. Dagmar Schulz und Karsten Behr signalisierten auch hier Unterstützungsbereitschaft.

Foto: Regine Henry

Georg Wilhelm aus Damnatz erläutert während einer Radtour entlang der Feldraine am Samstag, dem 19. August, wie die Gemeinde seit 2021 mithilfe des Landes und Bingo-Umweltstiftung die bis dahin recht monotonen und artenarmen Seitenräume der landwirtschaftlichen Wege durch Wildblumensaaten zu einem preisgekrönten Projekt umgestaltet hat.

Beginn der Radtour ist 10:00 Uhr an der Damnatzer Kirche.

Ein kleiner grün oder türkis gefärbter, metallisch glänzender Schmetterling ist auf unseren Blühflächen aufgetaucht: das Ampfer-Grünwidderchen (Ascita statices). Dieser Schmetterling steht in Niedersachsen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten, was bedeutet, dass er so stark zurückgegangen ist, dass man sich um seine Zukunft Sorgen machen muss. Offenbar findet er gute Lebensbedingungen auf dem Teil unserer Blühflächen, die auf mageren Sandböden angelegt wurden. In dem lückigen und artenreichen Bewuchs findet der Kleine Sauerampfer, eine unscheinbare Art der Magerrasen, Platz sich anzusiedeln. Vor allem auf dieser Sauerampfer-Art (es gibt bei uns noch zwei andere) entwickelt sich die Raupe des hübschen kleinen Falters. Der ausgewachsene Schmetterling saugt Nektar bevorzugt an rot-violetten Blüten wie Wiesen-Flockenblume und Acker-Witwenblume, wovon die Blühflächen reichlich bieten.

Das Ampfer-Grünwidderchen leidet wie viele andere Insekten darunter, dass aufgrund von Düngung und Luftverschmutzung magere, artenreiche Vegetation immer seltener wird und, wo sie noch vorhanden ist, oft durch unnötig häufige Mahd als Lebensraum für seine Raupen verloren geht. Um auf seine Situation, stellvertretend für viele andere Arten, hinzuweisen, wurde es vom BUND zum Schmetterling des Jahres 2023 ernannt. Wir freuen uns über den Neuzugang, für den wir einen Überlebensraum schaffen konnten.

Überhaupt sind die Schmetterlinge, die eigentlich sonst überall ein schlechtes Jahr zu haben scheinen, auf den Blühflächen derzeit recht gut vertreten. Bei einem kleinen Rundgang zur Vorbereitung der Führung am 15. Juli konnten gleich sechs Schmetterlinge der Roten Liste einschließlich Vorwarnliste notiert werden. Außer dem Grünwidderchen waren es:

Goldene Acht

Kleiner Perlmutterfalter

Kleiner Sonnenröschen-Bläuling

Malven-Dickkopffalter

Schwefelvögelchen (Brauner Feuerfalter)

Zu der Führung kamen dann, trotz 33° C am Schluss, sieben unerschrockene und hochinteressierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Zu unserer großen Freude ließ sich auch der Schwalbenschwanz als siebte Rote-Liste-Art auf einer der Blühflächen blicken. Und als Nummer Acht der Rote-Liste-Schmetterlinge konnte noch der Reseda-Weißling beobachtet werden. Dieser gaukelte zwar auf dem Elbdeich, war in der Vergangenheit aber auch auf den Blühflächen schon gesehen worden.

Vom Anblick her besonders schön zeigte sich der straßenabgewandte Teil der Blühfläche am Ortsausgang nach Seybruch. Dieser 2021 neu dazu gekommene Streifen wird vor allem von den zweijährigen Arten Große Königskerze und Wilde Karde geprägt.

Grünwidderchen auf Acker-Witwenblume

Grünwidderchen auf Natternkopf

Kleiner Perlmutterfalter

Kleiner Sonnenröschenbläuling

Malven-Dickkopffalter

Schwefelvögelchen

Großblütige Königskerze und Wilde Karde

Fotos © Georg Wilhelm

 

 

Obwohl der Kalender behauptete, dass nun der Wonnemonat Mai im Gange war, hatte das fast sommerliche Wetter kurz vor dem Zusammentreffen einer herbstlichen, windig-feuchten Abkühlung Platz gemacht. Aber 28 interessierte Naturfreundinnen und Naturfreunde (und ein Baby als ornithologischer Nachwuchs) hatten sich davon nicht abhalten lassen. Wie schon im letzten Jahr ermöglichte uns Hans-Jürgen Kelm von der Avifaunistischen Arbeitsgemeinschaft Lüchow-Dannenberg einen eindrucksvollen Einblick in den Reichtum der Vogelwelt in der Gemeinde. Nach dem Morgenspaziergang im Vorjahr mit den Stationen Elbufer, Dorf, Gehölze und Felder war dieses Mal ein Abendspaziergang mit einem Blick in das schöne Deichvorland an der Reihe.

Gleich am Anfang ließ sich als erster Höhepunkt eine Trauerseeschwalbe sehen, die elegant über dem Altwasser jagte. Diesem in Niedersachsen vom Aussterben bedrohten Vogel ging es an der Tauben Elbe beim nahen Penkefitz, einem seiner letzten niedersächsischen Brutplätze, zeitweilig sehr schlecht. Doch ein Hilfsprogramm mit künstlichen Brutflößen sorgte für eine Erholung der Bestände, so dass im Vorjahr 70 Seeschwalben-Junge ausgebrütet werden konnten, so viel wie seit 60 Jahren nicht.

An die nächste Erfolgsgeschichte erinnerten kurz danach zwei Seeadler. Dieser mächtige Greifvogel war vor hundert Jahren in den größten Teilen Deutschlands durch Verfolgung ausgerottet worden und stand in den 1950er und 1960er Jahren, nach einer langsamen Wiedereinwanderung, durch Vergiftung mit dem Insektizid DDT erneut fast vor dem Ende. Durch Schutzmaßnahmen und DDT-Verbot haben sich die Bestände aber inzwischen positiv entwickelt.

Vorbei an den ehemaligen Tonkuhlen, in denen Rotbauchunken dank des kleinen Hochwassers endlich wieder ihre geheimnisvollen Rufe ertönen ließen, ging es dann zu den Röhrichten und Weidengebüschen des Deichvorlands. Hier ließ sich mit dem Blaukehlchen ein weiterer Vogel sehen und hören, der eine erfreuliche Entwicklung genommen hat, denn seit den 1980er Jahren hat es sich, aus unklaren Gründen, in Niedersachsen immer weiter ausgebreitet.

Neben diesen erfolgreichen Arten gibt es, auch davon konnten wir erfahren, leider zahlreiche Vogelarten, die im Damnatzer Deichvorland als Brutvögel verschwunden sind. Vor allem gilt das für die Wiesenlimikolen (Watvögel) wie Brachvogel, Bekassine, Uferschnepfe und Rotschenkel.

Eine Vogelart, die es sehr schwer hat, ist auch das in Niedersachsen vom Aussterben bedrohte Braunkehlchen, der Vogel des Jahres 2023. Das Braunkehlchen ließ sich bei dem Spaziergang sehr gut im Deichvorland beobachten. Aber auch auf einer Blühfläche hält es sich zur Zeit auf und es ist zu hoffen, dass es hier wieder wie 2021 brütet. Die Blühflächen kommen den Bedürfnissen des Braunkehlchens entgegen, weil sie hier viele Insekten als Nahrung finden und die bewusst teilweise ungemäht gelassenen alten Stängel als Ansitzwarten für ihren Jagdflug dienen.  

Nach vielen schönen weiteren Beobachtungen wurden wir auf dem Rückweg vom sirrenden, heuschreckenartigen Gesang des stark gefährdeten Feldschwirls begleitet und hatten am Ende 40 Vogelarten auf der Beobachtungsliste.

Amsel
Bachstelze
Blässhuhn
Blaukehlchen
Bluthänfling
Brandgans
Braunkehlchen
Dorngrasmücke
Elster
Feldschwirl
Goldammer
Graugans
Graureiher
Haussperling
Höckerschwan
Jagdfasan
Klappergrasmücke
Kohlmeise
Kranich
Kuckuck
Mehlschwalbe
Mönchsgrasmücke
Nachtigall
Nilgans
Rabenkrähe
Rauchschwalbe
Reiherente
Ringeltaube
Rohrammer
Schilfrohrsänger
Schnatterente
Schwarzmilan
Schwarzspecht
Seeadler
Silberreiher
Star
Stockente
Trauersee­schwalbe
Weißstorch
Wiesenschafstelze

Blaukehlchen

Braunkehlchen (Männchen und Weibchen)

Fotos: Georg Wilhelm

 

Auch in diesem Jahr wollen wir uns gemeinsam ansehen und anhören, was bei der Damnatzer Artenvielfalt so los ist. Deshalb gibt es wieder eine kleine Reihe von Führungen. Die Veranstaltungen sind kostenlos, eine Anmeldung ist nicht nötig. Termine sind:

Freitag  05.05.23   Vogelkundlicher Abendpaziergang mit Hans-Jürgen Kelm
19.00 Uhr, Treffpunkt vor dem Hotel Steinhagen in Damnatz
Mit dem Vogelkenner Hans-Jürgen Kelm (Avifaunistische Arbeitsgemeinschaft Lüchow-Dannenberg) machen wir einen Gang durch das Deichvorland. Dabei beobachten und belauschen wir, welche Vögel zu Wasser, zu Lande und in der Luft die schöne Flusslandschaft bereichern. Ferngläser sind empfehlenswert.

Samstag  15.07.23   Botanische Führung zu Damnatzer Blühflächen mit Georg Wilhelm
10.00 Uhr, Treffpunkt Dorfplatz Rosenstraße/Am Elbdeich (Dreiangel) in Damnatz
Wie sieht es auf den Damnatzer Blühflächen im vierten Jahr dieses Naturschutzprojekts aus? Auf einem Spaziergang zeigt Georg Wilhelm vom Organisationsteam Pflanzen auf mehreren Blühflächen und erklärt ihre Bedeutung für die Tierwelt. In einer Gemeinschaftsaktion des Dorfes unter dem Motto "Unsere Gemeinde blüht auf" ermöglichten derzeit über 240 Blühpatenschaften die Einsaat einer artenreichen Saatgutmischung auf mittlerweile elf Flächen und ihre Pflege.

Samstag  19.08.23   Fahrradrundfahrt zum Feldrain-Projekt der Gemeinde Damnatz mit Georg Wilhelm
10.00 Uhr, Treffpunkt Parkplatz an der Kirche in Damnatz
Die Seitenräume der landwirtschaftlichen Wege sind allerorts oft artenarm geworden. In Damnatz wurde deshalb 2021 begonnen, 24 ausgewählte Wegränder auf einer Länge von insgesamt sechs Kilometer durch landschaftsgerechte Wildblumeneinsaaten aufzuwerten. Gefördert wird das Projekt vom Landkreis Lüchow-Dannenberg und der Bingo Umweltstiftung. In einer "Tour de Feldrain" wollen wir mehrere dieser Flächen besuchen und nach dem Stand der Dinge sehen.

Und auch vormerken: Am Sonntag, dem 25.06.23 findet wieder das beliebte Blühfest in Damnatz statt. Mit Kaffee und Kuchen, Bratwurst, Treckerfahrten, Informationen und Kinderprogramm.

 

Im Damnatzer Wegrainprojekt geht es nicht nur darum, verlorenen Artenreichtum wieder zu entwickeln. Es sollen auch vorhandene Kostbarkeiten geschützt und erhalten werden. Ganz besonders gilt das für die Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris), die in Wegeseitenräumen der Gemeinde an wenigen Stellen wächst.

Sumpf-Wolfsmilch

Diese eindrucksvolle Staude kommt in Deutschland fast nur in den Flußtälern von Elbe, Rhein, Oder, Donau und Weser/Aller vor. Hier benötigt sie sumpfige, nährstoff- und basenreiche Standorte, die im Sommer aber auch austrocknen. Ein Hauptproblem der Art ist die Entwässerung von Sümpfen. Auch häufige Mahd verträgt die Pflanze nicht. Bei ganz ausbleibenden natürlichen oder menschlichen Störungen droht sie andererseits aber von Weidengebüschen oder anderen Gehölzen überwuchert und ausgedunkelt zu werden. Die Sumpf-Wolfsmilch ist besonders geschützt, bundesweit gefährdet und in Niedersachsen sogar stark gefährdet.

Verbreitungskarte Sumpf-Wolfsmilch (www.floraweb.de)

Nachdem wir im vergangenen Jahr eine größere Wuchsstelle von Weiden und Brombeeren befreit haben, galt es jetzt, an dieser Stelle dranzubleiben und auch Pflanzen an weiteren Stellen durch Mahd und Gehölzrückschnitt zu erhalten und zu fördern. Wir sind deshalb zu dritt losgezogen und haben zwei Stunden lang dem unfreundlichen Wetter getrotzt, das sich von anfänglichem Nieselregen bald zu einem ausgewachsenen Regen entwickelte. Erfreulicherweise konnten inzwischen über 20 Wolfsmilch-Stauden in Wegeseitenräumen der Gemeinde gefunden werden, die jetzt alle wieder genug Luft und Licht haben. Wir freuen uns darauf, zur Blütezeit im Mai/Juni die Erfolge sehen zu können.

 

Mähen und Harken für die gute Sache

 

Auf den Blühflächen war das Jahr 2022 wieder recht erfolgreich. Während durch die Trockenheit und zeitweise extreme Hitze in der Landschaft sehr vieles verdorrt war, hatten unsere Blühflächen der Tierwelt noch viel zu bieten. Besonders erfreulich war eine ganze Reihe von seltenen und gefährdeten Wildbienenarten vor allem auf den Flockenblumen und dem Fenchel. Auch das Wegrainprojekt machte sich im ersten Standjahr ausgesprochen gut. 

Ein Jahresrückblick in Bildern kann hier heruntergeladen werden.

Taubenschwänzchen an Natternkopf auf unseren Blühflächen   © G. Wilhelm

Ergänzung: Unter dem Schild in der Mitte Henning Harms.

rs Damnatz. „Wer bewirkt, dass dort, wo bisher ein Halm wuchs, nunmehr zwei Halme wachsen, der hat mehr für ein Volk geleistet als ein Feldherr ...“ Diese Aussage wird dem preußischen König Friedrich II. zugeschrieben, der während seiner Regentschaft in seinem Land immerwährend mit Missernten und den daraus resultierenden Hungersnöten umgehen musste (s. Seite 7). Um das Wachsen und Gedeihen sowie um das Volk – in diesem Fall eher um Völker – dreht es sich auch beim Damnatzer Blühprojekt, das seit 2020 ehrenamtlich betrieben wird und überregional für Furore sorgte: 2021 gewann die lose strukturierte Initiative für ihr Engagement „um die Erhaltung und Stärkung der biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft“ einen vom Bundeslandwirtschaftsministerium ausgeschriebenen Preis in Höhe von 5 000 Euro.

Beim Projekt finanzieren Paten für 100 Euro jeweils 100 Quadratmeter von Landwirten zur Verfügung gestellte Fläche auf fünf Jahre. Somit konnten bis Juli rund drei Hektar dauerhaft in Blühflächen umgestaltet werden, auf denen über 60 mehrjährige gebietsheimische Saatsorten ausgesät wurden. Zahlreiche Insektenvölker – darunter solche, die auf der roten Liste stehen – wurden dort ansässig. Auch diverse Vögel und Nager fühlen sich dort wohl. Ziel der Initiative war es, in diesem Jahr mindestens 222 Förderer gewinnen zu können. Diese Zahl wurde längst überschritten. 231 Blühpaten gibt es mittlerweile. Aber der oder die 222. sollte offiziell geehrt werden, was am Sonnabend parallel zur offiziellen Einweihung einer zweiseitigen großen Infotafel am Parkplatz des Restaurants Steinhagen geschah. Diese informiert auch über das neue Projekt, mit dem man in der Elbgemeinde im September vergangenen Jahres begonnen hatte: Gemeindeeigene Wegegrundstücke werden auf einer Länge von knapp sechs Kilometern Länge zu wertvollen Lebensräumen für wildlebende Pflanzen und Tiere entwickelt. Diese Maßnahme wird vom Landkreis Lüchow-Dannenberg mit Mitteln aus Ersatzzahlungen nach dem Naturschutzgesetz und von der Bingo-Umweltstiftung gefördert.

222. Förderin wurde Christel Fathmann. Jene hatte sich – wie einige weitere um das bestreffende Datum herum – online registriert, wodurch die Ermittlung sekundengenau möglich war. Fathmann erhielt neben einer Urkunde einen 50-Euro-Verzehrbon im benachbarten Restaurant. „Toll, dass eine Dorfgemeinschaft so etwas auf die Beine stellt“, lobte die naturverbundene Penkefitzerin die Aktion. Infos: www.damnatz-elbtalaue. de/index.php/bluehpatenschaften

 

Auf und am Rand der Blühfläche in der Rosenstraße hat Laura Marie Ortmanns diese schönen Herbstbilder aufgenommen und die Stimmung eines noch sonnigen Tages eingefangen.

© Laura Marie Ortmanns

 

Ein Jahr ist es her, dass ein Freundeskreis der Anfang 2021 verstorbenen Tanja Wittmann aus Bergen die schöne und berührende Idee hatte, für eine Blühfläche zusammenzulegen, um einen blühenden und lebendigen Gedenkort für die Freundin zu schaffen. Dafür wurde die landschaftlich wunderbare Fläche zwischen zwei Wäldchen am Elbdeich nördlich von Damnatz um 2000 Quadratmeter vergrößert. Auf dieser „Tanja-Wiese“ kamen jetzt Freund*innen und Angehörige zu einer Feier anlässlich des Geburtstages von Tanja Wittmann zusammen. Dabei passte es gut, dass ein Teil der Fläche nicht lange vorher gemäht worden war, um die Gräser etwas zurückzudrängen und die Wildblumen zu fördern. Der Chor „Frauentöne“ nutzte die schöne Umgebung für stimmungsvolle Lieder. Schauspielerin Kerstin Wittstamm verzauberte alle mit ihrer Aufführung „Schmetterlingstanz“ und fand mit der Wiese die ideale Bühne. Vom Blühteam waren Torsten Schulz und Georg Wilhelm eingeladen und erläuterten mit einer kleinen Rede und einem Rundgang über die Fläche das Blühpatenprojekt und auch die besonderen Herausforderungen bei der Einsaat und Pflege dieser Fläche. Auch eine Gedenktafel wurde aufgestellt.   

Es war ein außergewöhnlicher und denkwürdiger Nachmittag in einer ganz besonderen Umgebung.

Die neue Gedenktafel und der Chor "Frauentöne"                               © Torsten Schulz

Aufführung "Schmetterlingstanz" von Kerstin Wittstamm                     © Georg Wilhelm

 

Vierzehn interessierte Menschen auf Fahrrädern (und ein hochmotivierter Hund) hatten sich am 20. August aufgemacht, das Feldrainprojekt in Damnatz in Augenschein zu nehmen. Hier sollen artenarme Wegeseitenräume durch Einsaaten wieder zu artenreichen, blühenden Lebensräumen werden. Insgesamt sollen 24 Wegeabschnitte von insgesamt sechs Kilometer Länge so aufgewertet werden. Bei 17 dieser Wegeparzellen hatten die Bodenvorbereitungen und Einsaaten im letzten Jahr stattgefunden, die restlichen folgen jetzt im Herbst. Das Projekt wird dankenswerterweise vom Landkreis Lüchow-Dannenberg und der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung finanziert.

Bei dieser „Tour de Feldrain“, zu der das Projektteam eingeladen hatte, waren die Eindrücke recht ermutigend. Bei allen Projektflächen haben die Einsaaten funktioniert, was in diesem extremen Dürrejahr alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist. Die Herausforderung war einerseits, dass die eingesäten Wiesenblumen-Samen (teils gekauftes Regio-Saatgut, teils selbst gesammeltes Lokal-Saatgut) erfolgreich keimen und als Jungpflanzen die Trockenzeiten ohne Beregnung überstehen mussten. Andererseits sollten auch die Gräser, die vor der Einsaat die Flächen bedeckt haben, nicht so massiv wiederkommen, dass die Wiesenblumen keinen Raum bekommen.

Bei der Entwicklung von artenreichen Wiesen und Wegrainen ist immer ein langer Atem nötig und wir wären schon zufrieden gewesen, wenn im ersten Standjahr die „Zielarten“ sich überhaupt schon als Blattrosetten etabliert hätten. Erfreulicherweise haben die Flächen in diesem Jahr aber auch ganz überwiegend bereits sehr reich geblüht oder tun es noch. Vor allem Wilde Möhre, Wegwarte, Wiesen-Flockenblume und Herbst-Löwenzahn prägen das Bild, weitere Arten stehen als Jungpflanzen bereit. Bereiche, in denen die Gräser wieder stark überwiegen, sind eher die Ausnahme.

Auf einem Teil der Wegraine wurde im Frühsommer schon einmal Heu gemacht. Das war zwar ein bisschen aufwändig, aber es war sehr erfreulich, dass der Aufwuchs dafür überhaupt schon brauchbar war. Wir hatten eingeplant, das Mähgut teuer zu einer Biogasanlage fahren zu müssen. Mähen und Mähgut entfernen ist auch und gerade schon im ersten Jahr nach einer Wiesenblumeneinsaat unverzichtbar. Die Wegraine mit Frühsommerschnitt sehen jetzt im Spätsommer durch eine zweite Blüte hervorragend aus und sind in manchen Bereichen die einzigen blühenden Inseln in einer verdorrten Landschaft. Als ein Beispiel von Insekten, die hier profitieren, konnte die Exkursionsgruppe Hosenbienen gut beobachten, eine Wildbienenart, die an ihren Beinen eindrucksvolle Pollenpakete von Wegwarten und Flockenblumen zur Versorgung ihrer Brut sammelte. Die noch nicht gemähten Flächen sind jetzt weitgehend verblüht, aber dafür tummeln sich hier viele Feldheuschrecken, die ihr Sommerkonzert veranstalten.

Zum Schluss wurde einer der Wegraine angesehen, bei denen die Einsaat noch aussteht und in diesem Herbst erfolgen soll. Hier war es wegen schwierigeren Bedingungen nötig, aufwändig einige Male zu grubbern und zu eggen, um ein Saatbeet zu schaffen.

Insgesamt klappt die Aufwertung der Feldraine bisher recht gut. Eine Nachahmung auch in anderen Kommunen kann empfohlen werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten eine interessante Rundfahrt, bei der als Zugabe auch eine Gruppe Schwarzstörche bewundert werden konnte.

Beim ersten Halt wurden zunächst die vorhandenen, artenarmen Freldraine (rechts) angesehen, hier mit nur drei Grasarten. Links am Weg ein Wegrain mit Wiesenblumeneinsaat.                                        © Torsten Schulz

 

Wegeabschnitt mit Einsaaten auf beiden Seiten.   © Torsten Schulz

 

Eingesäter Feldrain                   © Georg Wilhelm

 

Einsaaten aus der Nähe mit Wegwarte, Wilder Möhre, Rot-Klee und Schwebfliegen (Gemeine Keilfleckschwebfliege)    © Torsten Schulz

 

Hosenbiene auf Wiesen-Flockenblume                        © Georg Wilhelm