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AKTUELLES                                                       


 

Stand 30.06.2024  283 Blühpatenschaften

 

 

Obwohl auf allen unseren inzwischen elf Blühflächen weitestgehend die gleiche Saatmischung ausgebracht wurde, unterscheiden sie sich sehr. Wie sich die Flächen entwickeln, hängt zum Beispiel vom Boden ab, denn wir haben um Damnatz teils arme Sandböden und teils reichere Auenlehmböden. Eine wichtige Rolle spielt auch, ob sie sich im ersten, zweiten oder dritten Jahr nach der Aussaat befindet, ob im Frühjahr oder Herbst ausgesät wurde und was auf der Fläche vor der Aussaat wuchs. Es gibt deshalb durch das Projekt elf ganz unterschiedliche Blühflächen. Genau genommen sogar fast zwanzig, denn auch innerhalb der Flächen bestehen zum Teil große Unterschiede. Für die Tierwelt ist dieser Mix positiv, denn je größer die Vielfalt, umso eher ist für jeden was dabei.

Hier eine kleine „Typologie“ unserer Blühflächen in diesem Jahr:

 

Weiße Lichtnelkenpracht mit Fenchel- und Wegwarten-Akzenten – Blühflächen im dritten Jahr auf reicheren Böden

Im dritten Jahr nach der Aussaat können ausdauernde Arten wie Wiesen-Flockenblume oder Hornklee gut zum Zuge kommen. Solche Arten sind auf den Flächen auch reich vertreten. Besonders im Vordergrund steht hier in diesem Jahr aber noch die Weiße Lichtnelke, eine meist ein- oder zweijährige Pflanze, die vor allem für Nachtfalter sehr wertvoll ist. „Überragend“ ist oft der Fenchel, bei uns eine Kulturpflanze, die sich als ein Renner bei Wildbienen, Honigbienen, Käfern und anderen erwiesen hat. Ebenfalls „zum Höheren berufen“ ist die Wegwarte, die ihre himmelblauen Blüten nur vormittags zeigt, dann aber ein begehrter Treffpunkt vor allem von Hummeln ist.

Blühfläche Ortsausgang nach Kamerun (Ende Juli). Die Weiße Lichtnelke ist stark vertreten

Blühfläche Achter Höfe am Sonnenhof Ende Juli (3x), auch eine Blühfläche im dritten Jahr.

Fenchel

Wegwarte

Mit den Blühflächen auf „besseren“ Standorten im dritten Jahr sind wir recht zufrieden. Nur auf einem kleineren Teil ist der Aufwuchs etwas arg massereich und dicht. Vor allem dort wollen wir im August einen Teil mähen und das Mahdgut abräumen, damit auch konkurrenzschwächere Arten sich behaupten können. 

 

Unscheinbar von außen, aber mit besonderen "inneren Werten" – Blühflächen im dritten Jahr auf armen Böden

Die älteren Blühflächen auf armen Sandböden wirken von weitem eher wie Grasflächen, denn das rosagetönte Wollige Honiggras beherrscht das Bild. Von nahem betrachtet kann man aber erkennen, dass die Flächen durchaus sehr vielfältig und blütenreich sind. Positiv ist auch, dass der Bewuchs relativ lückig ist. Dadurch bedrängen und verdrängen sich die Pflanzen nicht gegenseitig. Bodennistende Wildbienen finden offene, besonnte Stellen, um ihre unterirdischen Nester anzulegen. In den Lücken können sich ergänzend zu den Aussaaten weitere Wildpflanzen entwickeln, zum Beispiel das Acker-Stiefmütterchen, auf dem die Raupe des Kleinen Perlmutterfalters lebt. Überhaupt kommt der nicht so dichte Aufwuchs vielen Insekten entgegen. Auf diesen Blühflächen haben wir bisher am meisten seltene und gefährdete Insektenarten gefunden.


Blühfläche Rosenstraße von der Straße aus gesehen: Gräser beherrschen das Bild (Ende Juli)


Die selbe Fläche aus der Nähe gesehen: Die Vielfalt ist hier besser zu erkennen.


Ähnlich artenreich, aber ebenfalls von weitem unscheinbar ist die Fläche an der Kirchstraße (Ende Juli).


Die gleiche Fläche Mitte August. Auch in der größten Trockenheit, wo in der Landschaft kaum noch etwas blüht, ist hier an Wildblumen und Insekten eine Menge los. (Im Vordergrund Rainfarn und Wiesen-Flockenblume)

Obwohl die älteren Blühflächen auf armen Sandböden zugegebenermaßen optisch aus der Ferne nicht gerade einen Schönheitspreis erwarten können, ist ihr Wert für die Artenvielfalt sehr hoch. Wir sehen jetzt im Sommer noch keinen Sinn in einer Pflegemahd. Allenfalls mähen wir „Problemzonen“ kleinflächig, zum Teil per Hand (vergraste Ränder, Quecken, Acker-Schachtelhalm...).

 

Großer Auftritt für Steinklee und Wilde Möhre – Blühflächen im zweiten Jahr auf reicheren Böden

Im letzten Jahr kamen in großer Menge auf den besser nährstoffversorgten Flächen die zweijährigen Arten Echter Steinklee und Weißer Steinklee sowie die Wilde Malve auf und sorgten für reichen Besuch von Honigbienen und Hummeln. Auf zwei später dazugekommenen Flächen findet nun in diesem Jahr die „Steinkleephase“ statt, zum Teil auch mit viel, ebenfalls zweijähriger, Wilder Möhre. Im Frühsommer boten diese Flächen einen besonders ansprechenden, blütenreichen Anblick und haben im Juli vom Blühaspekt her etwas nachgelassen. Jetzt im August sind sie durch die Dürre vorzeitig weitgehend verblüht.


Blühfläche im zweiten Jahr im Vorjahr mit Steinklee und Malve (Ortsausgang nach Kamerun, Ende Juni 2021)

Blühfläche Ortsausgang Richtung Seybruch Ende Juni 2022: Hier lässt sich gut die unterschiedliche Entwicklung im zweiten und dritten Jahr vergleichen. Die linke Einsaat ist drei Jahre alt und von weitem herrscht optisch die Weiße Lichnelke vor. Rechts eine Erweiterung, die im zweiten Jahr steht und in der zu diesem Zeitpunkt der Echte Steinklee den Ton angibt.

 


Blühfläche Kirchstraße am Ortsausgang nach Barnitz Ende Juli. Nach recht buntem Aufwuchs im Frühsommer schoben sich im Juli Weiße Lichtnelke und Wilde Möhre in den Vordergrund.

Bei beiden Flächen ist eine Pflegemahd im Sommer auf jeweils der Hälfte der Flächen sinnvoll, weil der teils sehr dichte Aufwuchs kleine Pflanzenarten ausdunkeln kann und weil so noch einmal eine Nachblüte zu erwarten ist.

 

Kamillen-Mohn-Kornblumen-Explosion – Blühflächen im ersten Jahr auf armen Böden

Die neuen Blühflächen auf Sand überraschten uns in diesem Frühjahr und Frühsommer mit einer Blütenpracht von Kamille (Echte und Geruchlose Kamille), Mohn (Klatsch-Mohn, Saat-Mohn und Sand-Mohn) und Kornblume. Vor allem die Kamillenarten, die offenbar allgemein ein gutes Jahr hatten, können auf Ackerflächen überhand nehmen und Probleme bereiten. Sie sind schön für den Betrachter und bei blütenbesuchenden Insekten beliebt, nicht jedoch bei Landwirten und waren deshalb auch natürlich nicht in unserer Blühmischung. Im nächsten Jahr werden diese Ackerwildkräuter wohl weitgehend durch andere Pflanzen abgelöst sein.


Blühfläche Achter Hoefe bei den "Zollhäusern" Mitte Mai: Im Frühling war zunächst der Sand-Mohn, ein eher seltener Mohn, zur Stelle, zusammen mit dem Inkarnat-Klee (Kulturpflanze) und Hirtentäschel.


Die selbe Fläche Ende Juni mit Klatsch-Mohn, Kornblume, Echter und Geruchloser Kamille.


Noch einmal die selbe Fläche, Ende Juli, jetzt durch die Trockenheit überwiegend verblüht. Die Sonnenblumen links gehören übrigens nicht zur Blühfläche, sondern stehen auf dem Nachbarfeld, wo sie unsere Blühflächen schön ergänzen. In unserer Mischung sind Sonnenblumen zwar auch enthalten, unsere Blühfläche wurde aber im Herbst eingesät und Sonnenblumen entwickeln sich dann meist nicht, dafür aber viele andere Arten.

Diese Flächen waren auch für die Tierwelt sehr wertvoll, weil durch die Herbsteinsaat schon im April einiges an Wildblumen da war und auch, weil die nicht zu dichte Vegetation genug Platz für im Sandboden nistende Wildbienen ließ.

Jetzt wirken die Flächen ziemlich verblüht und wir mähen einen Teil in der Hoffnung auf eine Nachblüte.

 

Melde und Luzerne als Vordrängler – Blühflächen im ersten Jahr auf reicheren Böden

Auf zwei neuen Blühflächen auf gut nährstoffversorgten Standorten sind zwar viele von den gewünschten Arten gekeimt. In beiden Fällen hat eine Pflanze aber erst mal Oberhand gewonnen.

Bei Landsatz ist es der Weiße Gänsefuß (Botaniker-Name) bzw. die Melde (Bezeichnung von Landwirten und Gärtnern). Dieses Ackerwildkraut kommt bei Frühjahrseinsaat oft massenhaft auf, verschwindet in mehrjährigen Blühflächen aber im Folgejahr wieder. Bis dahin signalisiert der Anblick „unschön“ oder „irgendwie misslungen“. Deshalb und um die Zielarten in der „unteren Etage“ zu fördern, führen wir eine Schröpfmahd durch, mähen also den Bestand hoch ab.


Blühfläche bei Landsatz mit Weißem Gänsefuß (Ende Juli)


Die gleiche Fläche aus der Nähe: Viele der eingesäten Arten sind gekommen.

Bei Kamerun sind uns in die Aussaatmischung Reste einer anderen Blühmischung geraten (von der Biosphärenreservatsverwaltung empfohlene „Hummelmischung“). Die Mischung enthält die Luzerne, eine Kulturpflanze, die als Viehfutter angebaut wird und vor allem für Hummeln sehr viel Nektar bietet. Sie neigt auf der Blühfläche allerdings dazu, andere Pflanzenarten zu unterdrücken. Deshalb wollen wir diese Fläche in zwei Schritten beweiden oder abmähen und hoffen auf eine bessere „Balance“ zwischen der Luzerne und den anderen Pflanzen.


Blühfläche bei Kamerun mit Ende Juli dominierender Luzerne und Wald-Staudenroggen (für samenfressende Vögel in die Mischung getan).

 
Luzerne (mit Hauhechel-Bläuling)

 

Die „Waldwiese“ – Blühfläche im Halbschatten

Unsere landschaftlich wohl am schönsten gelegene Blühfläche ist die „Tanja-Wiese“. Sie liegt idyllisch direkt am Elberadweg zwischen zwei Wäldchen. Eine Bank lädt hier zum Verweilen. Ein Freundeskreis der verstorbenen Wendländerin Tanja Wittmann hatte die schöne Idee, die Fläche durch Blühpatenschaften um 2000 m² zu vergrößern und zu einem Gedenkort zu machen.

Die im letzten Herbst eingesäte Erweiterungsfläche hat sich auch wirklich ganz wunderbar entwickelt. Hier kamen reichlich Kornblume und Kamille, aber auch viele andere Arten auf.


Erweiterungsfläche der Tanja-Wiese Mitte Juni.

Der halbschattige Teil in Deichnähe entspricht noch nicht ganz unseren Vorstellungen. Dabei hatten wir hier zweimal eine Nachsaat versucht und im Herbst auch über hundert vorgezogene Wildpflanzen gesetzt. Zwar sind viele der gewünschten Arten vorhanden, vorherrschend sind aber verschiedene Gräser, die das Bild prägen. Das liegt daran, dass die Fläche zuletzt eine grasreiche Ackerbrache war und die Gräser sich trotz aller Bemühungen halten konnten, und daran, dass Halbschatten ohnehin für Blühflächen nicht optimal ist. Wir sind aber optimistisch, dass sich mit Geduld eine blütenreichere Fläche entwickeln wird.


Deichnaher Teil der "Tanja-Wiese"

Um die Zielarten zu fördern, mähen wir den halbschattigen Teil jetzt hoch ab. Mit Rücksicht auf Nachbarflächen wurden die stellenweise aufkommenden Acker-Kratzdisteln abgeschnitten. Und um die Fläche besser erleben zu können, haben wir einen kleinen Rundweg in die Blühfläche hinein gemäht.

 

Alles in allem sind wir recht zufrieden mit der vielfältigen und artenreichen Entwicklung der Blühflächen auch in diesem Jahr. In diesem extrem heißen und trockenen Sommer, der in der Landschaft auch zu Blütenarmut führte, war für blütenbesuchende Insekten auf den Blühflächen immer noch Nahrung zu finden. 

Alle Fotos © Georg Wilhelm

 

rs Damnatz. Wenn man davon spricht, dass eine Gemeinde aufblüht, geht es meist um deren monetäre Situation. In Damnatz nimmt man die Sentenz jedoch wörtlich: Es geht um Blumen respektive um Blühstreifen. Seit 2020 gibt es in der kleinen Elbgemeinde ein stetig wachsendes Projekt, bei dem Blühpaten jeweils 100 Quadratmeter von Landwirten zur Verfügung gestellte Fläche auf fünf Jahre für 100 Euro finanzieren. Dank der mittlerweile über 200 Paten konnten rund drei Hektar dauerhaft in Blühfächen umgestaltet werden. Als Dank an die Paten und zur Information für diese und solche, die es noch werden wollen, richtet das neunköpfige, ehrenamtlich arbeitende Orga-Team des Blühprojektes seit 2021 jährlich ein Blühfest aus.

Am Sonnabend war es wieder so weit: Über 200 Gäste – darunter auch Vertreter der Landwirtschaftskammer und vom Nabu – fanden sich auf dem Gelände hinter der Feuerwehr ein, um sich über das beispielhafte Damnatzer Projekt unterrichten zu lassen, zu klönen und zu genießen. Für Ersteres sorgte zunächst Orga-Sprecher und Bürgermeister Torsten Schulz mit einer Ansprache, bei der er unterstrich, dass die Flächen, auf denen über 60 verschiedene Sorten, die man dank der Beratung des Fachmannes Georg Wilhelm zusammengestellt habe, ausgesät wurden, nicht nur Insekten anlockten, sondern auch diverse Vögel und Hasen. Mittlerweile sei ein weiteres Projekt angelaufen, bei dem man auf fünf Hektar Fläche von Henning Harms das dauerhaft benötigte Regio-Saatgut dazu selbst produzieren möchte. Denn regelmäßig erfolge auf genutzten Flächen eine Nach-, auf neuen eine Aussaat. Bewirtschaftet, so Schulz, würden die durchgehend von Ende März bis Anfang November unterschiedlich blühenden Flächen, die Habitat von Tieren wurden, nur behutsam. Um diesen das Überwintern zu ermöglichen, bleiben Areale komplett stehen.

Weiteres Wissenswertes gab es an Infotafeln, bei einer kleinen Pflanzenausstellung und bei einem kleinen Ausflug mit dem Blüh-Express direkt vor Ort an den Blühflächen. Die jüngsten Gäste konnten durch das Absolvieren verschiedener Aufgaben ein Blühwiesendiplom erhalten. Weitere Infos zum mehrfach preisgekrönten Projekt gibt es unter www.damnatz-elbtalaue.de/index.php/aktuelles. Übrigens: Dem 222. Blühpaten winkt ein Verzehrgutschein im Damnatzer Restaurant Steinhagen.

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Anmerkung: In dem einmal mehr sehr freundlichen und informativen Artikel sind die Infos zur Behandlung der Blühflächen vielleicht etwas missverständlich. Eine Bodenbearbeitung und Aussaat findet grundsätzlich nur einmal, am Anfang des Fünfjahres-Zeitraums, statt. Nachsaaten waren bisher nur in wenigen Ausnahmefällen nötig. Das Regio-Saatgut, das Familie Harms jetzt erfreulicherweise auf 5 ha erzeugt, geht deshalb im Wesentlichen an den Regio-Saatgut-Produzenten, mit dem wir zusammenarbeiten.

Vielen herzlichen Dank auch auf diesem Wege an alle Helferinnen und Helfer, die dieses wunderschöne Fest möglich gemacht haben!

 

 

Beim Blühprojekt gibt es nicht nur lebendige Falter auf den Flächen, sondern jetzt auch einen gedruckten "Falter" (=Faltblatt) für alle Interessierten. Hier ist das Wichtigste über das Projekt zusammengefasst.

Hier kann es heruntergeladen werden.

Wir haben für das Faltblatt versuchsweise eine Box an der schönen Blühfläche am Ortsausgang nach Kamerun aufgestellt und es liegt auch im Hotel und Restaurant Steinhagen aus. Auf der Blühfläche haben wir auch, wie im letzten Jahr, Schildchen angebracht, um einige Pflanzen auf der Fläche vorzustellen.

 

 

 

Die vorjährigen Stängel auf den Blühflächen sind wieder ein bei Vögeln beliebter Platz. In diesem Jahr lebt ein Schwarzkehlchen-Paar seit Wochen auf einer unserer Blühflächen und scheint zu brüten. Das alte "Gestrüpp", das wir im Herbst zum großen Teil nicht abmähen, sondern bewusst stehen lassen, ist die ideale Ansitzwarte für die Jagd auf Insekten. Ebenso wie im Vorjahr das Braunkehlchen benötigt auch das Schwarzkehlchen solche Strukturen in seinem Lebensraum - und natürlich Insekten als Nahrung, die es auf den Blühflächen anscheinend reichlich gibt.

Das hübsche Schwarzkehlchen stand lange auf der Roten Liste, hat sich aber aus nicht ganz klaren Gründen recht gut erholt und im Bestand zugenommen.

Schwarzkehlchen-Männchen auf vorjähriger Königskerze

Schwarzkehlchen-Weibchen auf Fenchel-Stängel.

Bilder © Georg Wilhelm

 

Früh ging er los, der erste naturkundliche Spaziergang unseres Projekts "Unsere Gemeinde blüht auf", und zugleich überhaupt nicht früh. Denn für Vogelkundler, die möglichst schon vor Sonnenaufgang im Gelände sind, ist ein Start um 7 Uhr im Mai viel zu spät. Für fast alle anderen ist das am Wochenende extrem zeitig. Und so war es eine freudige Überraschung, dass 20 motivierte Menschen sich für einen Vogelspaziergang in Damnatz eingefunden hatten. Sie kamen nicht nur aus dem Dorf, sondern auch aus größerer Entfernung und sogar (wirklich!) aus Dänemark und der Schweiz. Hans-Jürgen Kelm, Ornithologe und Naturschützer, konnte nicht nur hervorragend Vögel und ihre Stimmen erkennen, sondern wusste auch sehr kenntnisreich und spannend Informationen über die Tiere zu vermitteln.

Am Anfang stand ein Blick über den Deich. Dort wurden wir gleich mit einem Schwarzstorch am gegenüberliegenden Ufer belohnt. (Später trafen wir mit Schwarzkehlchen und Schwarzmilan noch zwei weitere Male "ins Schwarze".) Auch Brandgans und Flussregenpfeifer erfreuten ganz besonders. Der Mauersegler, die Vogelart, die besonders spät aus dem Winterquartier kommt, präsentierte sich das erste Mal in diesem Jahr. Bei einem Abstecher zum Skulpturengarten erläuterte Klaus Müller-Klug, wie Mehlschwalbennester mit Ton gegen Eindringlinge sicher gemacht werden können. Weiter ging es über Riekens Drift, wo Vögel der Feldgehölze beobachtet werden konnten. Hier ließ sich der stark bedrohte Ortolan ganz wunderbar beim Singen beobachten. Wir erfuhren, dass weltweit nirgends so viele Ortolane auf engem Raum vorkommen wie im Wendland. Gelbspötter und Nachtigall sangen um die Wette. Im weiteren Verlauf saßen auf Büschen und Zäunen am Rand der Kuhweiden Grauammer und Schafstelze. Am Ende des fast dreistündigen Rundgangs hatten wir 55 Vogelarten notiert und ein Gefühl für den Vogelartenreichtum von Damnatz bekommen.

Und hier die Artenliste:

Amsel

Bachstelze

Bluthänfling

Brandgans

Buchfink

Dohle

Dorngrasmücke

Eichelhäher

Elster

Feldlerche

Feldsperling

Fitis

Flussregenpfeifer

Gartenrotschwanz

Gelbspötter

Goldammer

Grauammer

Graugans

Graureiher

Grünfink

Grünspecht

Hausrotschwanz

Haussperling

Kiebitz

Kiebitz

Klappergrasmücke

Kleiber

Kleinspecht

Kohlmeise

Kolkrabe

Kranich

Kuckuck

Mauersegler

Mehlschwalbe

Mönchsgrasmücke

Nachtigall

Nebelkrähe

Nilgans

Ortolan

Pirol

Rabenkrähe

Rauchschwalbe

Ringeltaube

Rotmilan

Schwarzkehlchen

Schwarzmilan

Schwarzstorch

Star

Stieglitz

Stockente

Turmfalke

Weißstorch

Wiesenschafstelze

Zaunkönig

Zilpzalp

 

Wir wollen nicht nur, dass es in Damnatz blüht, flattert, summt und trällert. Wir wollen uns das auch gemeinsam ansehen und anhören. Deshalb gibt es jetzt eine kleine Reihe von Führungen. Die Führungen sind kostenlos, eine Anmeldung ist nicht nötig. Termine bisher sind:

 

14.05.22 Vogelkundlicher Morgenspaziergang mit Hans-Jürgen Kelm
7.00 Uhr, Treffpunkt Parkplatz an der Kirche in Damnatz
Mit dem Vogelkenner Hans-Jürgen Kelm (Avifaunistische Arbeitsgemeinschaft Lüchow-Dannenberg) machen wir einen Rundgang durch die Feldmark bei Damnatz. Wir beobachten und belauschen, welche Vögel auf den Feldern, im Grünland und in den Feldgehölzen zurückgekehrt sind. Ferngläser sind empfehlenswert.

18.06.22 Botanische Führung zu Damnatzer Blühflächen mit Georg Wilhelm
10.00 Uhr, Treffpunkt Dorfplatz Rosenstraße/Am Elbdeich (Dreiangel) in Damnatz
Wie sieht es auf den Damnatzer Blühflächen im dritten Jahr dieses Naturschutzprojekts aus? Auf einem Spaziergang zeigt Georg Wilhelm vom Organisationsteam Pflanzen auf mehreren Blühflächen und erklärt ihre Bedeutung für die Tierwelt. In einer Gemeinschaftsaktion des Dorfes unter dem Motto "Unsere Gemeinde blüht auf" ermöglichten derzeit über 200 Blühpatenschaften die Einsaat einer artenreichen Saatgutmischung auf mittlerweile elf Flächen und ihre Pflege. 

20.08.22 Fahrradrundfahrt zum Feldrain-Projekt der Gemeinde Damnatz mit Georg Wilhelm
10.00 Uhr, Treffpunkt Parkplatz an der Kirche in Damnatz
Die Seitenräume der landwirtschaftlichen Wege sind allerorts oft artenarm geworden. In Damnatz wurde deshalb 2021 begonnen, 25 ausgewählte Wegränder auf einer Länge von insgesamt sechs Kilometer durch landschaftsgerechte Wildblumeneinsaaten aufzuwerten. Gefördert wird das Projekt vom Landkreis Lüchow-Dannenberg und der Bingo Umweltstiftung. In einer "Tour de Feldrain" wollen wir mehrere dieser Flächen besuchen und nach dem Stand der Dinge sehen.

 

Eine der besonders spannenden Seiten unserer Blühflächen ist ihre Vielfalt. Keine Fläche entwickelt sich wie die andere. Ein Grund dafür sind die sehr unterschiedlichen Böden. Recht fruchtbare Auelehmböden wechseln um Damnatz herum teilweise sehr kleinräumig mit armen Sandböden.

Auf den Sandböden kommen die Einsaaten nur zögerlich in Gang, gerade in so einem trockenen Frühjahr, wie wir es jetzt wieder einmal erleben. Dies lässt sich aktuell auf einer der neuen Blühflächen gut beobachten, die wir dank neuer Blühpatenschaften im Herbst einrichten konnten (Achter Höfe hinter den „Zollhäusern“). Zwar laufen die Einsaaten auf und demnächst werden wir uns hier über viele Kornblumen als ersten auffälligen Blühaspekt freuen können, aber der Bewuchs ist doch noch recht lückig.

Gerade das ist aber auch eine Chance für viele Arten, die es in einer hohen und dichten Vegetation schwer hätten. Das sind zunächst einmal Ackerwildkräuter, die wir gar nicht ausgesät haben und die jetzt spontan kommen, darunter auch seltenere Arten. Beispiele der spontanen Ackerflora sind hier Wiesen-Gelbstern, Stängelumfassende Taubnessel, Sand-Mohn, Sand-Vergissmeinnicht, Sonnenwend-Wolfsmilch oder Acker-Stiefmütterchen.

Der Wiesen-Gelbstern wächst auf mindestens zwei von unseren Blühflächen. Dieses Liliengewächs steht auf der Vorwarnliste zur Roten Liste, kommt im Wendland aber erfreulicherweise noch öfter vor.

Neben der bekannteren Purpurroten Taubnessel wächst auf den Blühflächen auch die Stängelumfassende Taubnessel.

Sand-Mohn, eine seltenere Mohnart der ärmsten Böden.

Sonnenwend-Wolfsmilch

Auf der Vorwarnliste zur Roten Liste steht auch das hier gerade aufblühende Sand-Vergissmeinnicht, eine unscheinbare Art der ärmsten Sandböden.

Das Acker-Stiefmütterchen ist auf den Blühflächen auf Sandboden reich vertreten.

Die Ackerwildkräuter sind hier nicht nur erfreulich, weil sie selbst in vielen Fällen selten geworden sind, sondern sie sind auch Lebensgrundlage für viele Tiere. Zum Beispiel ist das Acker-Stiefmüterchen die Raupennahrung für den seltenen Kleinen Perlmutterfalter, der auf unseren trockeneren Blühflächen auch regelmäßig zu beobachten ist.

Die Taubnesseln auf der neuen Blühfläche sind eine wichtige Nahrung für die Frühlings-Pelzbiene (Anthophora plumipes), die hier als eine der ersten Wildbienen im Jahr erschienen. Die Frühlings-Pelzbiene ähnelt kleinen Hummeln und fällt durch ihren sehr schnellen Flug auf, bei dem sie wie ein Kolibri im Flug Blüten besucht, ohne sich dabei hinzusetzen.

Frühlings-Pelzbiene im Anflug an eine Stängelumfassende Taubnessel

Die sandigen und noch lückigen Blühflächen sind für Wildbienen auch als Nistplatz wertvoll. 75 Prozent unserer Wildbienen nisten im Boden und trockenwarme und besonnte Standorte sind besonders geeignet. Ein Beispiel ist die Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularis), die die neue Blühfläche bereits besiedelt. Der Name der Gattung kommt daher, weil die Brutzellen an den Enden der selbstgegrabenen Gänge mit einem Sekret seidig ausgekleidet werden. Die „Seidentapeten“ werden außerdem mit einem weiteren Stoff behandelt, der die Brut vor Pilz- und Bakterienbefall schützt. In die Zellen wird ein Vorrat an Pollen vermischt mit Nektar gebracht, an den dann ein Ei gesetzt wird. Anschließend wird dann die Zelle verschlossen. Die Bodennester können von späteren Generationen weiter benutzt werden. Die Frühlings-Seidenbiene sammelt Pollen vor allem an Weiden. Im Damnatzer Blühprojekt haben wir wegen der hohen Bedeutung unter anderem für Wildbienen begonnen, Sal-Weiden zu pflanzen.

Frühlings-Seidenbiene beim Eingang zum Bodennest auf unserer Blühfläche

Dass auf den Blühflächen Wildbienen im Boden nisten ist nur möglich, weil unsere Blühflächen mehrjährig sind. Wenn, wie anderswo, immer wieder neu eingesät würde, würden bei der Bodenbearbeitung die Wildbienennester zerstört.

Zu den nestbauenden Wildbienen gesellen sich regelmäßig andere Wildbienenarten dazu, die wie der Kuckuck ihre Eier in fremde Nester legen. Auch viele von diesen faszinierenden Kuckucksbienen sind selten geworden. In die Nester der Frühlings-Seidenbiene geht eine Art mit dem furchterregenden Namen Riesen-Blutbiene (Sphecodes albilabris). Das Wort „Blut“ bezieht sich aber nur auf den roten Hinterleib und „Riese“ ist relativ, denn die Biene wird höchstens 14 mm groß und ist lediglich größer als andere Arten der Gattung.

Riesen-Blutbiene

Eine weitere Kuckucksbiene, die sich auf den Blühflächen schon zeigte, ist eine Wespenbiene, wahrscheinlich die Gewöhnliche Wespenbiene (Nomada fucata). Ähnlich wie bei den Blutbienen kommt man beim Aussehen der Wespenbienen nicht unbedingt auf die Idee, dass es sich um Bienenarten handelt. Die Gewöhnlich Wespenbiene hat es auf die Nester der Gemeinen Sandbiene abgesehen, die in Damnatz ebenfalls gut vertreten sind.

 

Gemeine Wespenbiene auf Wiesen-Gelbstern

Alle Fotos © Georg Wilhelm

Das Braunkehlchen hat gern den Überblick. Denn dieser stark gefährdete Wiesenvogel setzt sich auf Ansitzwarten wie Zaunpfähle, hohe Stauden oder einzelne Sträucher. Sobald es von hier aus ein Insekt erspäht, startet es einen kurzen Jagdflug und schnappt sich die Beute. Wenn die Vögel im April aus ihrem Winterquartier in Afrika zurückkommen, müssen sie in einem Lebensraum solche Aussichtspunkte vorfinden, sonst können sie hier nicht brüten und suchen weiter.

Während im letzten Jahr zu unserer Freude Braunkehlchen in einer Blühfläche gebrütet haben und hier die ungemähten alten Staudenstängel nutzen konnten, war der Bruterfolg im Deichvorland teilweise schlecht. Ein Wiesenstreifen an der "Großen Kuhle", der extra für diesen Vogel jedes Jahr bei der Frühjahrsmahd ausgespart wird, bietet zwar reichlich Nahrung, aber es fehlen Ansitzwarten. Diesem Missstand haben wir jetzt abgeholfen und in einer kleinen Aktion etwa hundert Stangen eingeschlagen. Wir hoffen, dass dieses Angebot bei den hübschen Vögeln gut ankommt.

Stangen einschlagen für das Braunkehlchen

 

Die Blühflächen florieren auch im dritten Jahr ihres Bestehens. Das zeigte sich bei einer nachösterlichen Fahrradrundtour, bei dem das Organisationsteam unseres Projekts alle Blühflächen unter die Lupe nahm.

Was sprießt denn da? Die Blühflächen werden inspiziert.

Während im ersten Jahr einjährige Wild- und Kulturpflanzen wie Kornblume und Gelbsenf den Ton angaben und im zweiten Jahr zweijährige Wildpflanzen wie Steinklee und Königskerzen ihre großen Auftritte hatten, stehen in diesem Jahr zunehmend ausdauernde Wildblumen wie Wiesen-Flockenblume oder Hornklee üppig in den Startlöchern.

Blühfläche Ende April: Rechts im Herbst gemähter Teil, links ungemäht.

Wiesen-Flockenblume, Weiße Lichtnelke, Rot-Klee, Hornklee und viele andere zeigen sich schon als Blattrosette.

Von Interesse war auch, wie sich die Flächen, auf denen es im Herbst eine Pflegemahd gab, von denen unterscheiden, auf denen das bewusst nicht gemacht wurde. Wir mähen niemals eine Blühfläche komplett ab, unter anderem deshalb, weil viele Insekten die alten Stängel brauchen, um an oder in ihnen zu überwintern. Es zeigte sich, dass der alte Bewuchs, anders als es von weitem aussieht, die Blumen meist wenig beeinträchtigt. Ebenfalls ein Auge haben wir auf die Konkurrenz durch Gräser. Ein Problem auf mehrjährigen Blühflächen kann sein, dass konkurrenzkräftige Gräser die Blumen immer mehr bedrängen. Das ist bei Damnatz aber bisher meist nicht der Fall. Stärkere Gräserkonkurrenz gibt es an manchen Rändern, wo die Gräser von den Feldrainen langsam vordringen, und dort, wo es vor Beginn des Projekts schon grasreiche Brachen gab. Hier werden wir bei Bedarf mit Pflegemahd gegensteuern.

Blühfläche mit alten Königskerzen-Stängeln.

Insgesamt sind wir mit dem Zustand der Blühflächen sehr zufrieden und sehen mit Vorfreude dem weiteren Saisonverlauf entgegen.

Fotos © Georg Wilhelm

 

Dazu, welche Art von Blühflächen Insekten wirklich hilft, gibt es nicht viele wissenschaftliche Studien. Die Naturforschende Gesellschaft der Oberlausitz wollte es genau wissen und hatte deshalb über fünf Jahre Blühflächenprojekte im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft wissenschaftlich begleitet. Untersucht werden sollte, welches Konzept für Wildbienen einschließlich Hummeln am wertvollsten ist.

Für solitäre, also nicht staatenbildende, Wildbienen zeigte sich eine überragende Bedeutung von Blühflächen mit vielen verschiedenen Wildpflanzenarten einschließlich spontan auftretenden Ackerwildkräutern. Denn viele Wildbienen sind auf bestimmte Wildblumenarten, -gattungen oder -familien spezialisiert. Besonders wertvoll sind dabei mehrjährige Blühflächen.

Wichtig ist auch, dass geeignete Niststandorte in der Nähe sind. Dabei zeigte es sich, dass siedlungsnahe Blühflächen stärker frequentiert wurden, weil im kleinstrukturierten Siedlungsbereich vielfältige Nistmöglichkeiten bestehen.

Für die staatenbildenden Hummeln war es am wichtigsten, dass in den Sommermonaten, wenn die Völker am größten sind, ein großes Blühangebot und damit Nahrungsangebot von Rot-Klee und anderen ergiebigen Trachtpflanzen besteht. Mehrjährige Blühflächen haben für Hummeln den Vorteil, dass in den Flächen auch Nester angelegt werden können.

Die Studie (SCHOLZ, ANDREAS: Bedeutung von Blühflächen für Wildbienen (Hymenoptera: Apiformes) - Ergebnisse einer Studie im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Berichte der Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz. 28, 21-46) kann hier abgerufen werden (PDF, 4,5 MB).

Aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen wird deutlich, dass wir mit dem Damnatzer Projekt auf einem guten Weg sind, weil wir auf eine artenreiche Saatmischung, überwiegend Wildpflanzen und mehrjährige Blühflächen setzen. Günstig ist auch, dass die Blühflächen vielfach am Dorfrand liegen. Grund war eigentlich, dass auch die menschlichen Augen etwas davon haben sollen und dass diese Flächen zum Teil schwierig zu bewirtschaften sind, zum Beispiel schlecht zu beregnen. Die Ortsrandslage ist aber auch, wie wir nun lernen, positiv für Wildbienen.

 

Ein merkwürdiges Stelldichein an einem trüben Samstagmorgen im November: Bei den Glascontainern in Damnatz kommen sieben Dorfbewohner/innen mit zwei Treckern, drei Bigpacks mit Heu und diversen Gerätschaften zusammen, beraten sich kurz und verschwinden dann in verschiedenen Richtungen in der Feldmark. Was hat denn das nun wieder zu bedeuten?

Hintergrund des Ganzen ist eine Hilfsaktion für die Artenvielfalt in der Gemeinde. Eine der hilfsbedürftigen Arten ist die Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris). Diese Pflanze ist bundesweit gefährdet, in Niedersachsen sogar stark gefährdet und kommt in unserem Bundesland fast nur an Elbe und Aller vor.

Sumpf-Wolfsmilch mit Wildbiene

Die Sumpf-Wolfsmilch ist eine mächtige, im Mai prächtig blühende Staude, die bis 150 cm groß und mehrere Jahrzehnte alt werden kann. Wie der Name schon sagt, wächst sie in Bereichen, die zumindest zeitweise feucht sind. Bei Damnatz gibt es noch eine der letzten Wuchsstellen in einem nicht mehr unterhaltenen flachen Graben, der aber allmählich mit Weidenbüschen und Brombeeren zuwächst. Damit würden die Wolfsmilch-Stauden bald ganz überwuchert sein und manche früheren Vorkommen sind deshalb auch schon verschwunden. Vor diesem Schicksal wollen wir die verbliebenen Pflanzen bewahren und haben Brombeeren und Weidenbüsche an den Wolfsmilch-Wuchsstellen abgeschnitten und entfernt. Im nächsten Jahr werden wir sicherlich die nachtreibenden Brombeeren unter Kontrolle behalten müssen. Wir hoffen auf Wiederausbreitung dieser schönen Pflanze.

Die zugewucherte Wolfsmilch-Wuchsstelle wird befreit

Nicht sehr weit davon hieß es ebenfalls „Sägen für den Naturschutz“. An einem mehrere hundert Meter langen Waldrandstück hat der vordringende Wald den eigentlich sieben Meter breiten Wegrain schon gut zur Hälfte erobert. Das sei ihm gegönnt, aber wir möchten in dem verbliebenen Grasstreifen im Frühjahr einen artenreichen Wegrain einsäen und anschließend regelmäßig mähen. Dazu sind rund drei Meter Arbeitsbreite das Minimum und hierfür mussten zumindest viele vorwitzige Äste abgeschnitten werden.

Den bereits im September auf rund 3 km Länge artenreich eingesäten Wegrainen galt ein weiterer Einsatz. Hier haben wir Heu verteilt, das viele Wildblumensamen enthält. Denn beim Wegrainprojekt haben wir nur von wenigen Wildpflanzenarten Saaten gekauft. Bei den meisten Pflanzenarten versuchen wir, Vermehrungsgut im Gemeindegebiet zu gewinnen. Damit soll die gebietstypische Artenvielfalt mit vor Ort angepassten Arten gefördert werden. Eine Methode, die wir einsetzen, ist Mahdgutübertragung. Dazu werden besonders artenreiche Wiesenbereiche zu einem Zeitpunkt gemäht, wenn wichtige Wiesenblumen beginnen, Samen zu tragen. Das Heu wird dann im Herbst auf der einzusäenden Fläche verteilt. Die Samen fallen nach und nach aus und ergänzen die schon vorhandenen Einsaaten. 

Verteilen von samenreichem Heu auf den eingesäten Wegrainen

Eine der Spenderflächen Anfang Juni 2021

Spenderfläche aus der Nähe mit Knolligem Hahnenfuß, Körner-Steinbrech, Acker-Hornkraut und Wiesen-Klee

Und dann gab es noch eine vierte Baustelle, und das schon ein paar Tage früher. Es ging um eine Blühfläche, und zwar um eine ganz besondere, die "Tanja-Wiese". Das ist wohl unsere landschaftlich schönste Blühfläche, direkt am Elberadweg und eingerahmt von zwei Wäldchen. Sie ist gleichzeitig eine schwierige Fläche, weil sie vor dem Blühprojekt schon eine Zeitlang brach lag und sich Gras ausgebreitet hatte. Auf der Blühfläche kam nach der Einsaat im Frühjahr 2020 das Gras wieder durch und auch nach Nachsaaten im Herbst 2020 entsprach das Ergebnis nicht unseren Erwartungen. 2021 hatte ein Freundeskreis zum Andenken an eine verstorbene Freundin die Fläche noch einmal um 2000 m² vergrößert und wir versuchten einen Neustart, diesmal mit tieferer Bodenbearbeitung per Pflug, und Neueinsaat. Die Fläche sieht nun ganz vielversprechend aus. Um die Entwicklung zu unterstützen, hatten wir jetzt in Töpfen vorgezogene Wildpflanzen auf die Fläche gebracht, unter anderem Wasserdost, Blutweiderich, Sumpf-Storchschnabel und Großblütige Königskerze. Mit vier Erwachsenen und zwei Kindern hatten wir dann 240 Pflanzen eingesetzt und sind gespannt, wie sie sich entwickeln.

 

Mit ihrer Kamera hat Laura Marie Ortmanns aus Damnatz von der Blühfläche an der Rosenstraße Impressionen eingefangen.

 

Schon im Mai blüht der Inkarnat-Klee, bei uns eine Kulturpflanze, und schafft Bilder von beinahe tropischer Fülle.

 

 

Hummeln (hier die Steinhummel) besuchen Kleeblüten sehr gerne.

 

Eine Blume für Frühaufsteher ist die Große Königskerze, denn ihren Pollen stellt sie nur bis 10 Uhr zur Verfügung. Bis dahin tummeln sich hier aber viele Hummeln und andere Wildbienen.

 

 

Die strahlendblaue Blüte der Wegwarte, der Stammform von Chicorée, Endivie und Radicchio, öffnet sich am Morgen und verwelkt am Nachmittag bereits wieder.

 

Am Nachmittag wiederum öffnen sich die Blüten der Weißen Lichtnelke, die vor allem von Nachtfaltern besucht wird. Auf dem Bild auch die weichen Rispen des Wolligen Honiggrases.

 

 

In der „Nachtschicht“ ist die Nachtkerze aktiv. Kurz nach Sonnenuntergang entfalten sich die großen Blüten in wenigen Minuten und locken etwas später auch mit ihrem starken Duft vor allem langrüsselige Nachtfalter an.

 

 

Die Wilde Möhre, Stammform der Gartenmöhre, ist eine wichtige Nektar- und Pollenquelle für eine Vielzahl von Insekten, unter anderem Schwebfliegen und Käfer.

Alle Bilder © Laura Marie Ortmanns

 

Feldraine im Biotopverbund

Damnatz will den Artenreichtum am Wegesrand

04.10.2021 - VON REDAKTION

Damnatz. Damit die Feldraine am Wegesrand in der Gemeinde Damnatz vielen Insekten Nahrung bieten, werden sie jetzt zu artenreichen Lebensräumen entwickelt. Das Dorf an der Elbe hat begonnen, auf Wegerandstreifen von insgesamt knapp sechs Kilometern Länge und 1,7 Hektar Fläche Saatgut von gebietstypischen Wildpflanzen auszubringen, teilt die Gemeinde mit. Bisher kämen an vielen Wegerändern in der Gemeinde nur einige wenige Grasarten vor, die so auch nur einem kleinen Teil der Insekten Nahrung böten. Schon seit 2020 legt die Dorfgemeinschaft in der Gemeinde Damnatz in Zusammenarbeit mit Landwirtschaft und Naturschutz auf privaten Ackerflächen artenreiche, mehrjährige Blühflächen auf privaten Ackerflächen an (EJZ berichtete). Mittlerweile haben sich 192 Blühpatinnen und -paten gefunden, die für fünf Jahre mit 20 Euro pro Jahr die Kosten für je 100 Quadratmeter Blühfläche tragen. Im Juni dieses Jahres wurde die Gemeinde damit einer der Sieger im Wettbewerb "Land.Vielfalt.Leben" des Bundeslandwirtschaftsministeriums.

Lebensräume für Tiere und Pflanzen

Das neue Projekt, in dem auch gemeindeeigene Wegegrundstücke zu Lebensräumen für wild lebende Pflanzen und Tiere werden sollen, ist ein weiterer Beitrag zum Biotopverbund in der Gemeinde. Als Vorbereitung zum Feldrainprojekt waren alle Wegeseitenräume an Feldwegen im Gemeindegebiet untersucht worden, ob sie für Wildblumeneinsaaten geeignet sind, berichtet die Gemeinde. Voraussetzung war unter anderem eine Mindestbreite von drei Metern. Außerdem kamen nur Feldraine, die nicht bereits arten- und strukturreich sind, für Neueinsaaten in Betracht. Nebenbei habe sich bei der Bestandsaufnahme gezeigt, dass die Grenzen der Wegegrundstücke von den Landwirten in der Gemeinde sorgfältig eingehalten würden, betont die Gemeinde.

Bei der Artenauswahl für die Ansaatmischung habe man besonders darauf geachtet, dass die Zusammensetzung gebietstypisch ist und die Pflanzen in der nahen Umgebung von Natur aus wild vorkommen. Mit der Ansaat solle eine Vielfalt wiederhergestellt werden, wie sie in früheren Zeiten an Feldrainen in Damnatz wohl verbreitet gewesen und auch heute noch manchmal auf artenreicheren Flächen erhalten sei. Insgesamt enthält die Mischung etwa 60 Wildpflanzenarten. Das Saatgut eines Großteils dieser Arten sei im Gemeindegebiet oder der nahen Umgebung als "Lokal-Saatgut" in ehrenamtlichem Einsatz gesammelt worden, berichtet die Gemeinde. Einen Grundstock von zehn Arten bilde zugekauftes "Regio-Saatgut" mit Herkunft in norddeutschen Landschaftsräumen. Als "Mahdgutübertragung" werde außerdem samenreiches Heu von artenreichen Wiesen auf den Einsaatflächen verteilt.

Kräuter-Heu von den Wegrainen

Zur Vorbereitung der Ansaat wird die Grasnarbe aufgerissen, denn in der geschlossenen Pflanzendecke hätten die Samen keine Chance, teilen die Verantwortlichen mit. Die oberflächliche Ansaat, die zum Teil maschinell und zum Teil per Hand erfolgt, muss dann angewalzt werden. Auch die Pflege in den nächsten Jahren sei wichtig, denn das heute an Feldrainen übliche Schlegeln des Bewuchses, bei dem der Aufwuchs zerkleinert wird und liegen bleibt, führe dazu, dass die meisten Wildblumen unter der Mulchschicht ersticken. Die Projektflächen sollen deshalb gemäht und der Aufwuchs abgefahren werden. Wenn alles klappt, sollen die neu entwickelten kräuterreichen Wegraine später zum Heumachen genutzt werden, blicken die Initiatoren in die Zukunft.

2023 soll für das ganze Projekt dann eine Erfolgskontrolle stattfinden, wobei auf allen Flächen dokumentiert werden soll, welche Pflanzenarten angesiedelt werden konnten. Der Landkreis Lüchow-Dannenberg fördert die Maßnahme mit Mitteln aus Ersatzzahlungen nach dem Naturschutzgesetz mit rund 11600 Euro, die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung (NBU) hat 6 200 Euro dazugegeben. ejz

Landwirt Ole Harms sät Wildblumensaatgut an Feldrainen bei Damnatz aus. Aufn.: G. Wilhelm

 

27.09.2021 - VON DANIELA MUCHOW

Damnatz. Wenn Nanda Rutjes von ihrer Freundin Tanja Wittmann erzählt, die im Januar dieses Jahres im Alter von 54 Jahren verstarb, dann spürt man neben Trauer so viel Lebendigkeit. Rutjes spricht mit einem Lächeln und großem Herz, auch wenn sie immer wieder tief Luft holen muss. Ihre Freundin sei immer so lebendig gewesen, engagiert und voller Freude, sagt sie. Unter anderem deshalb fällt es der Frau aus Schwiepke schwer, am Grab in Clenze den Verlust um die vieljährige Freundin, der sie in den letzten Tagen beistand, zu betrauern. "Da ist es für mich still. Da werde ich still. Und Tanja war nicht still."

Neben dem Grab ein weiterer Ort der Erinnerung

Nanda Rutjes suchte also neben dem Grab nach einem weiteren Ort der Erinnerung. Nach einem Ort, der ebenso wie das Grab für andere Menschen in Tanja Wittmanns Leben frei zugänglich sein sollte. Einen Platz, den sie gestalten könnte. Sie fand ihn an der Elbe, in Damnatz, beim dortigen Blühpatenprojekt. Davon hatte sie schon vor Längerem in der Zeitung gelesen. Es kam ihr wieder in den Sinn, als sie nach inneren Bildern griff, die sie mit ihrer Freundin verbanden: "Ich habe einen Strauß voller Erinnerungen von ihr." Und mit viel Farbe und Freundlichkeit soll dieser nun auf einer 4000 Quadratmeter großen Fläche im kommenden Jahr zwischen Damnatz und Barnitz direkt am Deich erblühen.

Es werde die "Tanja-Wiese", blickt Nanda Rutjes auf das Areal, auf dem vor Kurzem noch Rinder weideten und das zwischen kleinen Waldschonungen liegt. Bald soll es umgebrochen werden, im Frühjahr dann eine spezielle Mischung gesät werden. Ein Insektenhotel steht an der Fläche. Und dass dort zufälligerweise eine Bank aufgestellt ist, gefällt der Freundin besonders gut. Alles sei sehr stimmig.

Damnatz verdoppelte auf 4000 Quadratmeter

Viele Menschen unterstützten die Idee des Erinnerungsortes: der Partner und die Söhne der Verstorbenen, Freundinnen und der Chor, in dem Tanja Wittmann sang. So kamen 2000 Euro zusammen, die für einen Zeitraum von fünf Jahren 20 Blühpatenschaften zu 100 Quadratmeter bilden. Aus dem Blühpatenprojekt der Damnatzer heraus wurde die Fläche auf das Doppelte vergrößert, berichtet Bürgermeister Torsten Schulz. Hintergrund: Die gewählte Fläche am Deich ist stark verschattet. Schulz sagt, dass die Damnatzer ganz "angetan seien von der Idee, auf diese Weise Trauer zu bewältigen". Und es passte, weil die zusammenhängende Fläche mit der Erweiterung des Projektes zur Verfügung stand. Die künftige Tanja-Wiese ist die größte Fläche innerhalb des Projektes, die auf quasi eine Patenschaft zurückgeht. Vermutlich wird auch ein Schild darauf verweisen, wem diese Blühpatenschaft gewidmet ist.

Tanja Wittmann hatte eine seltene Krebserkrankung

Ist das den Angehörigen nicht zu öffentlich? Nein, erklärt Nanda Rutjes. Tanja Wittmann war so lebenbejahend wie offen. Stimmt. Der EJZ hatte sie im Sommer 2019 ein Interview zum Thema "Leben mit Krebs" gegeben. Da lebte sie bereits seit fünf Jahren mit der Erkrankung. Die Bergenerin hatte eine seltene Form des neuroendokrinen Tumors (NET). Als der Krebs entdeckt wurde, berichtete sie der EJZ, hatte er bereits gestreut - unter anderem in die Leber, die Lymphdrüsen und die Bauspeicheldrüse. Daher traf die Frau zunächst die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium, Lebenszeit stark verkürzt. Mit der Diagnose NET blieb etwas mehr Zeit. Die habe ihre Freundin ausgekostet. Sie sei nach Irland gereist, habe viel getanzt, die Geburt der ersten Enkeltochter im Herbst 2019 erlebt. Und sie hat sich sogar noch einmal verliebt: im Frühjahr 2020. Es war eine Liebe, die nur neun Monate Zeit haben sollte.

Als der Partner von der Blühwiesen-Idee erfuhr, habe er zu ihr gesagt, Tanja würde sie zweimal umarmen und auf der Wiese tanzen, erzählt Nanda Rutjes. Sie kann sich vorstellen, dass Familie und Freundinnen dort Ende August zu Tanja Wittmanns Geburtstag zusammenkommen. Der Chor könnte dort proben. Man könnte auf der Bank oder einem Liegestuhl den Wind in den Bäumen genießen. Oder auch tanzen, sagt Ute Wagner aus Beseland. Sie ist eine der Freundinnen, die die Blühpatenschaft unterstützen. Sie habe Tanja Wittmann gekannt, sei aber enger mit Birgit Schiemann verbunden gewesen. Diese verstarb im Mai 2020 plötzlich und war ebenfalls mit der Bergenerin befreundet gewesen. Ute Wagner hält ein Bild, das die Verstorbenen bei einer Demo im Frühjahr 2020 zeigt, in den Händen. Auf der Blühwiese, findet Ute Wagner, könnten sich die Seelen der Freundinnen begegnen. Das treffe sie ins Herz und sei ein Trost. dam

 

Anfang September gab es, wie auch schon im letzten Herbst, einen Pflegeschnitt auf unseren Blühflächen. Und wie im Vorjahr blieben wieder mehr oder weniger große Teile ungemäht.

Sinn der Pflegemahd ist es, den Rosetten der Wildblumen am Boden Licht und Luft zu verschaffen, damit sie unter hohem und dichtem Aufwuchs nicht ersticken. Wo es möglich ist, wird der Aufwuchs auch aufwendig von der Fläche entfernt, denn wenn das abgeschnittene Material in dicken Lagen liegen bleibt, ist für die nachwachsenden Wildblumen nichts gewonnen. Es bleibt aber immer ein wesentlicher Teil ganz ungemäht, u.a. weil viele Insekten in und an den alten Stängeln überwintern und die Samenstände Vögeln Nahrung geben.

Die verblühten und trockenen Pflanzen sind Überlebensort für sehr viele Tiere. Dagegen wären restlos abgemähte Blühflächen für die Insektenwelt eine Katastrophe. Für uns an „Ordnung“ gewöhnte Menschen ist das aber eine Umstellung, nicht das abrasierte Katastrophengebiet, sondern die scheinbar unordentliche Fläche voller Leben als „richtig“ zu empfinden.

Bei der Pflege verfahren wir nicht nach einem starren Schema, sondern sehen uns jede einzelne Fläche individuell darauf an, wie viel und wo wir in diesem Jahr mähen. Gemäht wird vor allem, wo der Aufwuchs besonders dicht ist und wo unerwünschte Arten, vor allem hohe Gräser, eindringen. Stehen gelassen wird insbesondere da, wo der Aufwuchs noch Licht an den Boden lässt.

Grundsätzlich wäre es sinnvoll, bereits im Juli mit der Pflegemahd zu beginnen, denn die dann gemähten Teilflächen blühen im Spätsommer noch einmal, so dass für die blütenbesuchenden Insekten und auch zur Freude der Menschen die Blütezeiten verlängert werden. Wir haben das aber nicht gewagt, weil im Juli noch manche Vogelarten brüten. Vielleicht gelingt es uns im nächsten Jahr, die Flächen gründlicher nach Vogelbruten zu untersuchen, so dass wir eine frühere Pflegemahd verantworten können.

Pflegeschnitt auf den Blühflächen, hier Beispiel Blühfläche an der Rosenstraße. Gemäht wurde hier rundum ein etwa 6 m breiter Streifen, in dem unerwünschte Gräser zugenommen haben. Die Flächen im Innern (rechts) und ein drei Meter breiter Streifen am Gehölzrand (links) sind vom Aufwuchs relativ licht und bleiben "ungeschoren".

Foto © Georg Wilhelm

 

Erfreulich guten Besuch mit rund 120 Gästen hatte unser erstes Damnatzer Blühfest bei schönstem Wetter am Sonntag, dem 15. August. Blühpat/inn/en, Dorfbewohner/innen und andere Interessierte waren eingeladen, sich zu informieren und das erfolgreiche Blühflächenprojekt der Dorfgemeinschaft zu feiern. (Das wollte sich auch offenbar eine Steinhummel-Königin nicht entgehen lassen und geruhte, sich auf der Blühfläche am Rand des Festes niederzulassen, wo sie sich bei der Führung dann huldigen ließ.)

Viele fleißige Hände waren bei der Vorbereitung, beim Fest und danach beteiligt. Die Damnatzer Feuerwehr hatte ein Zelt aufgebaut und sorgte für Kaltgetränke. Tische und Bänke sowie ein Toilettenwagen der Landjugend mussten besorgt, aufgestellt und am Ende wieder weggebracht werden. Kuchenspenden und Helfer/innen bei der Kaffee- und Kuchenausgabe ermöglichten ein reiches Kuchenbuffet. Auch ein Glas Honig für die Blühpat/inn/en wurde ausgegeben.

Ein Renner waren Treckerfahrten zu den Blühflächen, bei denen das Projekt an Ort und Stelle erläutert wurde. Viele Nachfragen zeigten das große Interesse, hatten dann aber die Kehrseite, dass die Fahrten länger dauerten als geplant, so dass am Ende nicht alle, die wollten, mitfahren konnten. Das machen wir im nächsten Jahr besser. smile

Auch wenn die Blühflächen jetzt nach der Blütenpracht im Juni und Juli eher spätsommerlich verhalten wirken und von weitem vor allem Königskerzen und Fenchel für Farbtupfer sorgen, sind sie aus der Nähe betrachtet immer noch blüten- und artenreich. Dies wurde sehr beeindruckend anschaulich gemacht, indem, mit tatkräftiger Unterstützung von Kindern aus dem Dorf, eine lange Reihe von Blumen von den Blühflächen in Vasen aufgestellt und mit Namensschildern versehen wurden.

Jann Wübbenhorst von der Biosphärenreservatsverwaltung bot dann noch einen sachkundigen Gang zu den Blühflächen an, bei dem sich spannende Diskussionen zur besten Behandlung der Flächen ergaben. Überaus erfreulich war, dass mehrere Exemplare der gefährdeten Bunthummel gezeigt werden konnten, eine der anspruchsvolleren Zielarten unseres Projekts.

Allen Beteiligten sei herzlich gedankt, dass sie dieses schöne Fest möglich gemacht haben!

Bunthummel (Drohne) © Jann Wübbenhorst

 

Mehrfach im Juli auf der großen Blühfläche an der Rosenstraße wurde zu unserer Freude der Reseda-Weißling (Pontia edusa) beim Blütenbesuch gesehen. Er steht in der niedersächsischen Roten Liste als „gefährdet“. Auf dieser Fläche ist der Boden sandig und karg und der Aufwuchs teilweise lückig. Solche Bedingungen braucht der Reseda-Weißling. Eiablage konnte noch nicht beobachtet werden, es ist aber gut möglich, dass er sich auf der Blühfläche auch vermehrt, denn hier kommen viel Färber-Resede (Reseda luteola) und Graukresse (Berteroa incana) vor, zwei Pflanzen, an denen sich Raupen dieser Art entwickeln können.

Der Reseda-Weißling ist in Deutschland vor allem in den östlichen Bundesländern zu Hause und wird auch „Östlicher Reseda-Weißling“ genannt. Im Westen Deutschlands taucht er in manchen Jahren als Wanderfalter auf und ist in anderen Jahren dann wieder verschwunden. In der Elbtalaue in Lüchow-Dannenberg ist er aber recht regelmäßig zu beobachten, so dass er hier wohl bodenständig ist. Er überwintert als „Gürtelpuppe“. Das heißt, dass die Raupe vor der Verpuppung einen Faden spinnt, mit der sie sich an einem stabilen Stängel anbindet. Der Schmetterling kann deshalb nicht auf Flächen überleben, die im Herbst abgemäht werden. Unsere Blühflächen werden aus solchen Gründen bewusst zum Teil ungemäht stehen gelassen.

Reseda-Weißling © Georg Wilhelm

Ein landesweit sehr seltener Schmetterling, der Malven-Dickkopffalter (Carcharodus alceae), hat unsere Blühflächen in diesem Sommer erobert und vermehrt sich hier. Seine Raupen können sich nur auf Malven oder Stockrosen entwickeln. Auf unseren Blühflächen haben wir deshalb, nicht zuletzt mit Blick auf diese Art, zwei Malvenarten (Wilde Malve/Malva sylvestris und Moschus-Malve/Malva moschata) sowie auch Stockrosen (Alcea rosea) ausgesät. Die Raupen nagen und spinnen sich sofort nach dem Schlüpfen aus dem Ei eine Tasche am Rand eines Blattes als Behausung, in der sie vor hungrigen Vögeln geschützt sind. Durch diese Blatttaschen kann der Schmetterling am leichtesten nachgewiesen werden, denn der hübsche Falter ist ein kleiner, schneller Flieger, der leicht zu übersehen ist. Außerdem bleibt die Tasche auch dann noch erhalten, wenn die Raupe in eine größere Tasche umgezogen oder zum Falter geworden ist.

Der Malven-Dickkopffalter steht in Niedersachsen in der höchsten Gefährdungskategorie „Vom Aussterben bedroht“ auf der Roten Liste. Tatsächlich kommt er landesweit fast nur im Wendland vor. Hier hat er sich aber in den letzten Jahren ausgebreitet und ist an so manchen Orten zu finden, unter anderem auch in Damnatz. Wir hatten von Anfang an daran gedacht, auch für diese besondere Art einen Lebensraum zu schaffen und freuen uns, dass es geklappt hat.

Malven finden sich auch auf vielen „üblichen“ Blühflächen, hier vor allem die Mauretanische Malve, bei uns eine Kulturpflanze, die von dem Falter ebenfalls besiedelt wird. Dem Malven-Dickkopffalter ist mit einjährigen Blühflächen aber nicht geholfen, denn die Sommer- bzw. Herbstgeneration überwintert als Raupe in der Streu am Boden. Wenn die Blühfläche im Herbst oder am Ende des Winters „abgeräumt“ wird und Bodenbearbeitung erfolgt, werden die Raupen vernichtet. Auf unseren Blühflächen findet in der Regel über die ganzen fünf Jahre keine Bodenbearbeitung statt, so dass die Art sich hier im Frühjahr fertig entwickeln kann.

Malven-Dickkopffalter

Blatttasche des Malven-Dickkopffalters auf den Blühflächen

Raupe des Malven-Dickkopffalters

Fotos © Georg Wilhelm

 

Nach dem Preis im Bundeswettbewerb gab es im Juni eine zweite große Auszeichnung, dieses Mal von gefiederten „Fachleuten“: Einem Braunkehlchen-Paar gefiel unsere Blühfläche am Ortsausgang nach Kamerun so gut, dass es sich hier zum Brüten niedergelassen hatte. Unentwegt jagten sie hier nach Insekten und fanden offensichtlich reichlich Beute. Ende Juni waren die Jungvögel flügge.

Braunkehlchen stehen seit langem auf der Roten Liste und sind in Niedersachsen und ganz Deutschland stark gefährdet. Sie brüten in blütenreichen Wiesen und Brachen, die aber sehr selten geworden sind. Als Bodenbrüter sind sie darauf angewiesen, dass ihre Nester in der Brutzeit nicht durch Mahd zerstört werden. Im Deichvorland bei Damnatz versuchen Landwirte und Naturschützer gemeinsam jedes Jahr, Neststandorte bei der Mahd auszusparen, aber auch hier sind die Verhältnisse für diese schöne Vogelart schwierig. In diesem Jahr kam zu Pfingsten unglücklicherweise ein kleines Hochwasser, das viele Braunkehlchengelege in den Senken vernichtete.

Umso erfreulicher ist die Brut auf der Blühfläche. Braunkehlchen brauchen, wenn sie aus dem Winterquartier ankommen, hohe Stauden aus dem Vorjahr oder auch Zaunpfähle oder einzelne Büsche als Sing- und Ansitzwarten. Von hier aus beobachten sie die Umgebung und starten kurze Jagdflüge nach Insekten. Auch der Mangel an solchen Sitzwarten ist ein Grund für die Gefährdung. Auf unserer Blühfläche war in dieser Hinsicht alles perfekt, denn wir hatten bewusst die Stengel aus dem Vorjahr überwiegend stehen lassen, auch wenn sie vielleicht etwas „unordentlich“ aussehen.

Überhaupt ist auf den Blühflächen ein reges Treiben bei den Vögeln. Viele Stieglitze finden in den Blütenständen Nahrung. Wie im Vorjahr sind auch einige Schafstelzen zu beobachten. Und die Dorngrasmücke, die hier wahrscheinlich ebenfalls brütet, singt ihren rauen Gesang, der an ein patziges „He da! Sie da! Gehen‘se weg da!“ erinnert. Vielleicht will sie aber auch sagen, dass die Blühflächen bitte nicht betreten werden sollen – was erfreulich gut eingehalten wird.

Braunkehlchen-Männchen auf unserer Blühfläche

 

Braunkehlchen-Weibchen

Männchen mit Futter

Alle drei Bilder von Johannes Klemenz. Herzlichen Dank!

 

Große Freude in Damnatz: Unser Blühprojekt gehört zu den Gewinnern im Wettbewerb "Land.Vielfalt.Leben" des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Mit diesem Bundeswettbewerb für insektenfreundliche Landwirtschaft sollten Betriebe und Initiativen ausgezeichnet werden, die sich aktiv für die Erhaltung und Stärkung der biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft einsetzen. Unter 150 Teilnehmern wurden drei Betriebe und drei Kooperationen als Sieger ausgewählt, die von der unabhängigen Jury als beispielhaft und zukunftsweisend gewertet wurden - und wir sind dabei!

Über unser Projekt wurde auch ein kleiner Film gedreht, der Hier angesehen werden kann.

Wir sehen des Preis als Ansporn, uns weiter und noch mehr für Artenvielfalt in Damnatz zu engagieren!

www.bmel.de

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 In der Elbe-Jeetzel-Zeitung erschien ein ausführlicher Bericht:

In der Elbgemeinde verwandeln engagierte Bürger und Landwirte landwirtschaftliche Flächen in Lebensräume für Pflanzen und Tiere

Damnatz blüht auf: Auszeichnung vom Bund

Freuen sich über den Sieg beim Wettbewerb "Land.Vielfalt.Leben" des Bundeslandwirtschafts-ministeriums (von rechts): Wolfgang Schmidtke, Torsten Schulz, Regine Henry, Henning Harms, Susanne Rexin und Georg Wilhelm. Aufn.: R. Groß

23.06.2021 - VON ROUVEN GROß

Damnatz. Den Beinamen "Perle an der Elbe" hat sich Damnatz redlich verdient. Das hübsche Dorf mit seinem gepflegten Altgebäudebestand inmitten der wunderschönen Elbtalaue hat - von Bauland einmal abgesehen - alles, was es braucht, um zu begeistern und sich wohlzufühlen. Inklusive eines engagierten Gemeinderates und einer ideenreichen Bürgerschaft. Diese beiden Aktivposten hatten 2019 das Projekt "Blühpatenschaften" aus der Taufe gehoben, und jetzt ist die Gemeinde für dieses Projekt ausgezeichnet worden: Sie gehört zu den sechs Siegern des Bundeswettbewerbes "Land.Vielfalt.Leben". Dafür gab es jetzt eine Urkunde und ein Preisgeld von 5000 Euro aus den Händen von Bundeslandwirtschafts-ministerin Julia Klöckner (CDU). Und jede Menge Lob von der Fachjury, die die Damnatzer "Blühpatenschaften" und die anderen fünf Sieger aus über 150 Bewerbungen ausgewählt hatte.

100 Euro für 100 Quadratmeter Blühfläche

"Eine Gemeinde blüht auf" freute sich Klöckner bei der digitalen Preisübergabe am Dienstag, die die Initiatoren des Projektes im Haus des Damnatzer Bürgermeisters Torsten Schulz (Wählergemeinschaft Damnatz) gemeinsam am Bildschirm verfolgten. Das Damnatzer Projekt "nehme die Menschen mit in positiver Verantwortung" und stärke dabei nicht nur die Natur und den Artenschutz, sondern auch die Gemeinschaft, lobte die Ministerin die Damnatzer Idee. Die sieht vereinfacht so aus: "Blühpaten" zahlen 100 Euro dafür, dass 100 Quadratmeter bis dato landwirtschaftlich genutzter Ackerfläche mittels einer speziellen Blühmischung für fünf Jahre in einen Blühstreifen verwandelt wird, als Lebensraum und Nahrungsquelle für zahllose Insekten und andere Tiere. Die Ackerflächen werden von drei konventionell wirtschaftenden Landwirten zur Verfügung gestellt, die Blühmischung, die Samen von insgesamt 60 verschiedene Pflanzen enthält, hat der Biologe Georg Wilhelm speziell für die Damnatzer Böden entwickelt und erprobt. Teilweise sammelt er dafür sogar in mühsamer Handarbeit selbst die Sämereien ein. Was er nicht selbst einsammelt wird bestellt - und dafür muss ein Großteil der 100 Euro, die die Blühpaten zahlen, aufgewendet werden.

Schon eineinhalb Hektar Acker umgewandelt

Über 150 Blühpatenschaften hat die Gemeinde bereits vergeben, eineinhalb Hektar Blühflächen sind auf diese Weise bis jetzt entstanden. "Weitere zweieinhalb Hektar warten noch darauf, verwandelt zu werden", sagt Wolfgang Schmidtke, einer der Landwirte, die bei dem Projekt mitmachen. Anfragen gebe es, sagt Bürgermeister Torsten Schulz, auch von anderen Gemeinden, die bei sich ähnliche oder auch identische Projekte aufziehen möchten. "Wir beraten da sehr gern und stehen mit unserer Erfahrung aus jetzt zweieinhalb Jahren gern zu Verfügung", so Schulz. Genau das ist einer der Gründe, warum sich die Fachjury aus Wissenschaftlern und Vertretern landwirtschaftlicher Institutionen für die "Blühpatenschaften" als einen der Sieger des Wettbewerbes entschieden hatte. Die Sieger-Projekte seien "allesamt sinnvoll und haben das Potenzial, als Vorbild für andere zu dienen und Nachahmer zu finden", so Alexandra-Maria Klein von der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg, eine der sechs Jurorinnen und Juroren.

Projekte aus ganz Deutschland prämiert

Neben der Gemeinde Damnatz und ihrem Projekt "Blühpatenschaften" setzten sich in dem Bundeswettbewerb der "Frankenwaldhof" der Familie Rank in Bad Steben in Bayern, das "Obstparadies" der Familie Leng in Staufen in Baden-Württemberg, die Warnke Agrar GmbH im sachsen-anhaltinischen Tangerhütte, die "Biogas-Blühfelder Röhn-Grabfeld" aus Bayern und der "Biotopverbund Leipzig" durch. "Alles sehr interessante Projekte, die man sich vielleicht ja mal anschauen könnte. Um Ideen auszutauschen", so Henning Harms, der als Landwirt ebenfalls Flächen für das Damnatzer Projekt zur Verfügung stellt. Denn der Artenschutz und besonders jener der Insekten, auf die die Landwirtschaft unter anderem als Bestäuber dringend angewiesen ist, sei "niemals fertig", wie es Landwirtschaftsministerin Klöckner formuliert hatte. Und vielleicht kann man sich ja auch als Preisträger noch einiges abgucken. rg

 

(Anmerkung: Wolfgang Schmidtke ist nicht Landwirt und Georg Wilhelm nicht Biologe.)

 

Blühflächen im Wandel: Während im ersten Frühling einjährige Kulturpflanzen wie Gelbsenf, Phazelia oder Buchweizen anfangs das Bild bestimmten, kommen im zweiten Jahr, wie erwartet, vor allem zweijährige Wildpflanzen an die Reihe. Die Szene wird beherrscht von Echtem Steinklee, Weißen Steinklee, Wilder Malve und Weißer Lichtnelke, aber auch eine Vielzahl anderer Arten mischt mit, wie man auf den zweiten Blick sieht. Apropos "sehen": Auch mit geschlossenen Augen würde man bei Sonnenschein die Blühflächen am Honigduft und am Gesumme erkennen. Dagegen spielen die einjährigen Arten kaum noch eine Rolle. Auch der Weiße Gänsefuß ("Melde"), der im Vorjahr manchen sorgenvollen Blick auf sich zog, ist kaum noch vorhanden, da die Problempflanze Bodenbearbeitung zum Keimen braucht.

Während die Mehrzahl der Flächen an üppiger Blüte kaum noch zu überbieten ist, wirkten die Bereiche auf den mageren Sandböden anfangs eher grasig, da das Wollige Honiggras, ein Gras vor allem der mageren Standorte, sich dort stark ausgebreitet hat. Die Wildblumen holten aber auf, bis auf eine kleine Teilfläche, wo wir im Herbst Magerrasenarten nachsäen wollen. Eine Nachsaat planen wir auch auf einer Fläche, die vor dem Projekt grasreiche Ackerbrache war und in der die Gräser zu stark durchkommen. Insgesamt sind wir aber mit der Entwicklung in diesem Jahr bisher sehr zufrieden. Auch zwei neuen Flächen, die wir wegen neuer Patenschaften anlegen konnten, entwickeln sich gut. 

 

Oder wollte der Bauer Feierabend machen? – Nach dem Pflegeschnitt auf unseren Blühflächen im März kamen bei Uneingeweihten solche Fragen schon mal auf. Denn Landwirt Henning Harms hatte begonnen, den alten Aufwuchs auf einer Blühfläche zu schlegeln. Selbst jetzt nach dem Winter lag beim Mähen ein Duft von Kräutern in der Luft. Mittendrin wurde aber Schluss gemacht. Dann ging es weiter zu den nächsten Flächen und hier wiederholte sich das Spiel.

Unsere Blühfläche am Sportplatz: Vorne geschlegelt, hinten nicht - warum?

Was wie halb erledigte Arbeit aussieht, ist Konzept. Denn bei unseren Blühflächen haben wir das Ziel, dass Insekten nicht nur Nahrung finden, sondern wirklich ganzjährig überleben können. Deshalb gibt es am Ende der Saison keine Bodenbearbeitung, die die überwinternden Tiere oder ihre Eier, Larven oder Puppen am Boden oder unter der Erdoberfläche vernichten würde. Aber auch Mähen kann ein Problem sein, denn manche Insekten überwintern oberirdisch an oder in den alten Pflanzen, zum Beispiel der Schwalbenschwanz, ein seltener Schmetterling, der zu unserer Freude schon im ersten Jahr unsere Blühflächen besiedelt hat. Er überdauert den Winter als Puppe, die mit einem selbstgesponnenen Faden an einem stabilen Stängel befestigt ist. Mäht man im Herbst alles komplett ab, damit es „sauber“ aussieht, werden die Puppen zerschlagen oder sie liegen am Boden und verpilzen. Die Ansiedlung wäre dann vernichtet.

Deshalb achten wir darauf, dass nie die ganze Fläche auf einmal gemäht wird. So gibt es immer Bereiche, in denen Insekten im abgestorbenen Bewuchs überwintern können. Speziell geschont wurden die Bereiche, in denen im Sommer Schwalbenschwanz-Raupen gesehen wurden.

Am einfachsten wäre es natürlich, gar nicht zu mähen. Aber das wäre nicht der Weisheit letzter Schluss, weil manche Pflanzenarten, vor allem einige unerwünschten Gräser, dazu neigen, die Pflanzenvielfalt zu überwuchern und weil der alte Aufwuchs die Rosetten der Wildblumen ausdunkelt, wo er sehr dicht ist. Wenn die Pflanzenvielfalt leidet, leidet aber auch die Insektenvielfalt. Und es gibt noch einen positiven Effekt beim Blühflächenschnitt, nämlich die Verlängerung der Blütezeit. Wenn Teilflächen im Sommer mit hoch eingestelltem Mähwerk herunter geschnitten werden, können die Pflanzen hier noch einmal nachtreiben und spät blühen, wenn in der Landschaft sonst kaum noch Blütenangebote da sind.

Auf unseren Blühflächen herrscht deshalb nicht nur eine Vielfalt an Arten, sondern auch eine Vielfalt bei der Pflege. Und das ist gut so, weil für die unterschiedlichsten Ansprüche der Insekten auf ein und derselben Fläche immer unterschiedliche Angebote da sind.

Bunte Vielfalt an unterschiedlicher Pflege (Blühfläche am Ortsausgang nach Kamerun): Vorne der Rand der Kreisstraße, der im Herbst von der Straßenmeisterei gemäht wird. Dann ein Streifen, der jetzt geschlegelt wurde, damit die Blumen mehr Licht bekommen. Rechts hinten wurde bisher noch gar nicht gemäht, der Aufwuchs ließ hier noch genug Licht durch. Hier könnte es einen Schnitt im nächsten Sommer geben. Links hinten wurde im Herbst gemäht und das Mähgut wurde abgefahren. Die Wildblumen stehen hier sehr gut als Rosetten in den Startlöchern. Ganz hinten eine Blühfläche von Henning Harms, die nicht zum Projekt gehört. Hier wurde eine von der Biosphärenreservatsverwaltung entwickelte Mischung eingesät, die vor allem Hummeln viel mehr nützt als übliche Standardmischungen und die Blühpatenfläche gut ergänzt.

Fotos © G. Wilhelm