Nach dem Preis im Bundeswettbewerb gab es im Juni eine zweite große Auszeichnung, dieses Mal von gefiederten „Fachleuten“: Einem Braunkehlchen-Paar gefiel unsere Blühfläche am Ortsausgang nach Kamerun so gut, dass es sich hier zum Brüten niedergelassen hatte. Unentwegt jagten sie hier nach Insekten und fanden offensichtlich reichlich Beute. Ende Juni waren die Jungvögel flügge.
Braunkehlchen stehen seit langem auf der Roten Liste und sind in Niedersachsen und ganz Deutschland stark gefährdet. Sie brüten in blütenreichen Wiesen und Brachen, die aber sehr selten geworden sind. Als Bodenbrüter sind sie darauf angewiesen, dass ihre Nester in der Brutzeit nicht durch Mahd zerstört werden. Im Deichvorland bei Damnatz versuchen Landwirte und Naturschützer gemeinsam jedes Jahr, Neststandorte bei der Mahd auszusparen, aber auch hier sind die Verhältnisse für diese schöne Vogelart schwierig. In diesem Jahr kam zu Pfingsten unglücklicherweise ein kleines Hochwasser, das viele Braunkehlchengelege in den Senken vernichtete.
Umso erfreulicher ist die Brut auf der Blühfläche. Braunkehlchen brauchen, wenn sie aus dem Winterquartier ankommen, hohe Stauden aus dem Vorjahr oder auch Zaunpfähle oder einzelne Büsche als Sing- und Ansitzwarten. Von hier aus beobachten sie die Umgebung und starten kurze Jagdflüge nach Insekten. Auch der Mangel an solchen Sitzwarten ist ein Grund für die Gefährdung. Auf unserer Blühfläche war in dieser Hinsicht alles perfekt, denn wir hatten bewusst die Stengel aus dem Vorjahr überwiegend stehen lassen, auch wenn sie vielleicht etwas „unordentlich“ aussehen.
Überhaupt ist auf den Blühflächen ein reges Treiben bei den Vögeln. Viele Stieglitze finden in den Blütenständen Nahrung. Wie im Vorjahr sind auch einige Schafstelzen zu beobachten. Und die Dorngrasmücke, die hier wahrscheinlich ebenfalls brütet, singt ihren rauen Gesang, der an ein patziges „He da! Sie da! Gehen‘se weg da!“ erinnert. Vielleicht will sie aber auch sagen, dass die Blühflächen bitte nicht betreten werden sollen – was erfreulich gut eingehalten wird.
Braunkehlchen-Männchen auf unserer Blühfläche
Braunkehlchen-Weibchen
Männchen mit Futter
Alle drei Bilder von Johannes Klemenz. Herzlichen Dank!